Für das Distributed Processing sind Multiprozessorsysteme im Vorteil:

DV-ferne Endbenutzer fordern Verfügbarkeit

10.12.1982

In den vergangenen Jahren wurden Multiprozessorsysteme im allgemeinen als eine interessante Architekturvariante von DV-Systemen betrachtet und nicht mehr. Bei näherer Hinsicht ist allerdings festzustellen, daß gerade solche Anwender, die schon sehr früh zuverlässige Online-Anwendungen mit hohen Leistungsanforderungen zu realisieren hatten, als Hardware Multiprozessorsysteme einsetzten.

Erste Anwender von Multiprozessorsystemen waren Luftverkehrsgesellschaften mit ihren Reservierungssytemen. Was ursprünglich nur bei wenigen Benutzern als Forderung zu erfüllen war, ist heute für viele geradezu typisch geworden: hohe Zuverlässigkeit der DV in Kombination mit großer Performance.

Der hohe Integrationsgrad der heutigen DV in organisatorischen und produktionstechnischen Abläufen hat Computerleistung zu einer Grundressource vieler Unternehmen werden lassen. Große Bereiche von Mitarbeitern hängen in ihrem Arbeitsablauf direkt von der Verfügbarkeit der Informationen ab. Im allgemeinen sind die benötigten Daten in konventioneller Form nicht mehr verfügbar, ein Rückgriff auf konventionelle Verfahren kaum möglich. Es ist nicht überspitzt, der Versorgung mit Computerleistung eine ähnliche Rangordnung wie der Versorgung mit Strom und Telefon zuzuweisen. Die Betrachtung einzelner Betriebsarten hinsichtlich Störungen und ihrer Konsequenzen macht diese Aussage deutlich:

- Stapelverarbeitung(Batch)

- Nur wenigen Mitarbeitern bewußt (Rechenzentrum)

- Wenige kritische Folgen (Nachfahren)

- Überbrückungsmaßnahmen möglich; aber nicht immer nötig.

- Fernstapelverarbeitung(RJE)

- Entfernter Benutzer teilweise handlungsunfähig

- Manuelle Überbrückung teilweise möglich

- Teilnehmerbetrieb (Thimesharing)

- Entfernter Benutzer handlungsunfähig

- Kaum/keine manuelle Überbrückung möglich

- Teilhaberbetrieb (Realtime)

- Unternehmen wird handlungsunfähig, da wichtige Arbeitsabläufe auf DV abgestützt sind

- Kaum/keine manuelle Überbrückung möglich.

Was aber kann man tun, wenn man weiß, daß in jedem System Störungen auftreten können und dies dann.

Bei echten Multiprozessorsystemen arbeiten mehrere gleichberechtigte Prozessoren unter Steuerung eines gemeinsamen Betriebssystems. Jeder dieser Prozessoren hat Zugriff auf den gesamten Hauptspeicher und die Peripherie. In diesem "lokalen Verbundsystem" kann die Lastverteilung auf die einzelnen Ressourcen natürlich - da rechnergesteuert - sehr viel günstiger durchgeführt werden als in Dual- oder Mehrrechner-Konfigurationen.

Bei Multiprozessor-Konfigurationen können nicht nur die Zentraleinheiten mehrfach vorhanden sein und aktiv an der Abarbeitung der Last mitwirken, gleiches gilt für Ein-/ Ausgabeprozessoren.

Die in DIN-Normen definierte Verfügbarkeit, die die tatsächliche Nutzbarkeit eines Systems durch eine Kennzahl beschreibt und die Zuverlässigkeit, die die Wahrscheinlichkeit angibt, daß ein System in einem vorgesehenen Zeitraum nicht ausfällt, nehmen in Multiprozessorsystemen deutlich bessere Werte an als bei Uniprozessoren.

Zunehmend hat sich in der Entwicklung von der Ära der Stapelverarbeitung bis zur Ära des "Distributed Processing" auch das Benutzerspektrum geändert. Waren früher überwiegend professionelle Programmierer Benutzer der Systeme, so tritt heute ein immer größer werdender Anteil an ungeübten, DV-fernen Fach-Endbenutzern auf. Diesen Benutzern muß in der Kommunikation mit dem System sehr viel mehr an Unterstützung geboten werden als DV-Profis. Dies aber erfordert Leistung. Gerade Multiprozessorsysteme aber bieten hier die Möglichkeit der kontinuierlichen Entwicklung. Von den kleinsten Modellen im Leistungsbereich von 0.5 MIPS bis hin zu Multiprozessor-Konfigurationen mit 4 CPUs und 25 MIPS ist unter einem Betriebssystem eine Leistungssteigerung um den Faktor 50 möglich.