COMPUTERWOCHE nimmt Karrierechancen unter die Lup

DV-Chefs: Bereit für den Sprung nach oben

23.10.1987

MÜNCHEN - Für die Karriere der DV-Verantwortlichen sind vor allem Integrationsfäbigkeit, permanente Weiterbildung sowie "in Zusammenhängen denken können" wichtig. So lautet das Fazit einer Umfrage, die die COMPUTERWOCHE bei rund 80 DV-Managern großer deutscher Unternehmen durchgeführt hat. Ein anderes Ergebnis: 76 Prozent der Befragten betonen, daß das Informations-Management in die Vorstandsebene gehört.

Völlig klar erkennen die meisten DV-Chefs, daß sie für ihre weitere Karriere aus ihrem Elfenbeinturm herauskommen müssen. Nur so ist zu erklären, daß nahezu 80 Prozent von ihnen bei den fachlich und persönlich erforderlichen Kriterien neben "guter Führungsqualität" auch die Fähigkeit, "über den DV-Zaun hinaus zu sehen", als entscheidend für ihre berufliche Laufbahn ansehen. Erst danach folgen "zielstrebiges Engagement" und "Durchsetzungsvermögen". Besonders erwähnt wurde ferner die immer notwendiger werdende Integrationsfähigkeit. Nicht so wichtig scheinen dagegen Eigenschaften wie "konstruktive Kritikfähigkeit und "persönliche Ausstrahlung" zu sein. Auf ihr Glück wollen sich laut CW-Umfrage offenbar nur wenige DV-Profis verlassen (13 Prozent).

Einig sind sich die Befragten indes in puncto Informations-Management: 76 Prozent betonen, daß dieser Bereich im Vorstandsbereich angesiedelt sein müßte. Die Information sei schließlich inzwischen wichtigster Faktor in der Entwicklung eines Unternehmens.

Die DV-Profis scheinen ferner erkannt zu haben, daß die Informationsverarbeitung nicht mehr länger nur Sache der klassischen Datenverarbeitung ist, sondern in alle Unternehmensbereiche übergreift. Um so massiver fordern sie, das Informations-Management auf die Vorstandsebene anzuheben. Sollte dies nämlich nicht der Fall sein, so befürchten die Befragten, daß in der Unternehmensspitze Entscheidungen getroffen werden, die organisatorisch falsch oder schwer durchführbar sind. Die Forderung der DV-Verantwortlichen hängt offenbar auch mit der mangelnden Informationsweitergabe der Geschäftsleitung zusammen. Immerhin fühlen sich 29 Prozent häufig nicht und rund 3 Prozent nie von ihren Vorgesetzten informiert. Zweifel äußern die Datenverarbeiter indes, ob das Informations-Management bereits in naher Zukunft seinen Platz in der Führungsetage finden wird.

Zu einem Jobwechsel könnten die DV-Leiter vor allem durch interessantere Aufgaben (58 Prozent) verleitet werden. Bei den Org./DV-Leitern steht dagegen der Wunsch nach mehr Führungsverantwortung ganz oben auf der Wunschliste. Außerdem legen sie bei dem eventuellen Wechsel zu einem anderen Unternehmen mehr Wert auf ein höheres Gehalt als die DV-Leiter. Insgesamt kann sich das Topmanagement seiner DV-Spezialisten jedoch ziemlich sicher sein. Im großen und ganzen sind sie, auch das ein Ergebnis der CW-Umfrage, mit ihrem jetzigen Betrieb zufrieden. Als Begründung werden Faktoren wie "selbständig arbeiten können", "Teamwork", "gute Verdienstmöglichkeiten" und "Firmentreue" angegeben. Einige DV-Leute betonen allerdings, daß lediglich persönliche Trägheit sowie das Fehlen entsprechender Angebote sie bei ihrem jetzigen Arbeitgeber hält. Ältere Mitarbeiter dagegen haben erkannt, daß ihre Chancen, den Job zu wechseln, nicht mehr groß sind.

Zu den Nachteilen einer Karriere gehört nach Meinung der DV-Chefs, den es zuwenig Freizeit gibt (64 Prozent). Die Mehrzal der Befragten arbeitet zwischen 46 und 50 Stunden (rund 46 Prozent). Zwischen 56 bis 60 stunden sind etwas mehr als 8 Prozent der Verantwortlichen t_TIg, mehr als 60 Stunden arbeiten immerhin noch 7 Prozent. Ferner beklagen viele DV-Profis den "zu großen Tagesstreß" (57 Prozent). Zu den Belastungen in der beruflichen Laufbahn gehört bei vielen DV-Spezialisten auch die "hohe Verantwortung" und der "große Entscheidungsdruck".