Entscheidungsinstanz ist die Geschäftsführung

DV-Abteilungen im Wandel: Vom Beschaffer zum Berater

14.08.1992

SYDNEY (IDG) - Die Rolle der IT-Abteilung in den Unternehmen ist nicht mehr dieselbe: Der reine DV-Beschaffer hat ausgedient - gefragt ist

jetzt der IT-Berater und der "Hüter" der unternehmensweiten IT-Strategie. Diese Entwicklung vollzieht sich, in dem Maße, in dem das Know-how des Endanwenders und dessen Verantwortlichkeit wächst.

Als beratende Instanz des Unternehmens in DV, Fragen hat die IT-Abteilung künftig vor allem die Aufgabe, die zu erwartenden Vor- und Nachteile einer Neuanschaffung zu bewerten und die langfristig entstehenden Kosten möglichst exakt vorherzusagen. Zu diesem Ergebnis kommt die australische Tochter des Marktforschungsunternehmens IDC, die sich auf eine Umfrage bei 250 der größten privaten und öffentlichen

Organisationen Australiens stützt.

Bei der Anschaffung von Multiuser-Systemen geben demnach in 77 Prozent aller Fälle die Empfehlungen der IT-Manager den Ausschlag. Rund 57 Prozent der befragten Unternehmen überlassen auch die Einkaufsvorbereitung und die Budgetplanung den DV-Verantwortlichen. Nur bei gut einem Viertel obliegt die Funktion des Budgetverwalters dem Leiter jener Fachabteilung, für die das System angeschafft werden soll.

Letzte Instanz ist die Geschäftsführung

Die letzte Entscheidung über den Erwerb einer Multiuser-Umgebung trifft allerdings nicht der DV- oder Abteilungsleiter, sondern zu 64 Prozent die oberste Unternehmensspitze. Dabei unterzeichnet der Geschäftsführer bei rund 40 Prozent der befragten Unternehmen als letzte Instanz den Kaufvertrag, bei den verbleibenden 60 Prozent gibt der Vorstand oder ein vergleichbares Gremium seinen Segen.

Unterrepräsentiert ist hier der Informations-Manager: Er darf in nur 13 von 100 Fällen endgültig über den Einkauf entscheiden. Allerdings wendet sich in der Regel derjenige, der die letzte Kaufentscheidung trifft, zwecks Beratung an die IT-Abteilung (33 Prozent). Wichtiger noch scheint hier der Rat der Finanzabteilungen zu sein, der bei rund 35 Prozent aller Beschaffungen eingeholt wird.

Als besonders schwieriges Gebiet beim DV-Einkauf erweist sich die Telekommunikation. Technisch komplexe Anschaffungen in diesem Umfeld werden zu 67 Prozent aufgrund einer Empfehlung der IT-Abteilung getätigt. Die DV-Spezialisten bereiten in 54 Prozent aller Fälle auch den Einkauf vor und verwalten das Budget. Allerdings trifft auch hier die endgültige Entscheidung zu 63 Prozent die Unternehmensspitze, während bei nur 15 Prozent die IT-Abteilungen und in zwölf von hundert Fällen die Fachbereiche verantwortlich sind.

Wie die IDC-Analyse zeigt, fungieren die DV-Abteilung in Großunternehmen aber nicht nur als Instanz für die Vorbereitung von IT-Einkäufen, sondern ebenso als Sachwalter ein übersichtlichen, an Standards orientierten DV-Welt. Schwer haben es laut Umfrage künftig solche Fachabteilungen, die sich nicht an die von den DV-Abteilungen vorgegebenen Richtlinien halten.

Wollen diese Fachbereiche auch noch ihre Insellösungen in das unternehmensweite Netzwerk einbinden, so werden sie auf die Unterstützung der IT-Abteilung verzichten müssen. Laut Umfrage kommt es sogar vor, daß IT-Verantwortliche die Probleme eines abteilungsweiten lokalen Netzwerkes nur noch unter der Bedingung lösen, daß zuvor nicht-standardisierte Sonderinstallationen vom LAN abgekoppelt werden.