Südbremse mit Online-System für Materialwirtschaft

Durch MAXTERM zu Mini-Zeitverlust

11.07.1975

MÜNCHEN - "Der Bildschirm am Arbeitsplatz darf kein bloßes Statussymbol werden." Die Firma Süddeutsche Bremsen AG (Südbremse) in München beherzigt diese Forderung. Dipl.-Kfm. Hans Schreiner, EDV-Projektleiter für die Materialwirtschaft: "Wir können jederzeit zentral abfragen, wie oft ein bestimmter Bildschirm am Tag benutzt und welche Programme wie oft eingesetzt wurden."

Diese Möglichkeit zur Wirtschaftlichkeitskontrolle ist nur Nebenprodukt der bei der Firma erarbeiteten Anwenderlösung. Die Hauptaufgabe war, online als Subsystem zur EDV-Anlage über 20 Terminals (Bildschirme und Drucker) die Lieferbereitschaft zu optimieren. Im einzelnen sollte erreicht werden:

- schnellerer Materialfluß

- Sofort-, zumindest Tagesaktualität

- größere Transparenz.

Das Mengengerüst umfaßt in den wichtigsten Dateien der Materialwirtschaft folgende Größenordnungen:

- 120 000 Teilestammsätze (TSS)

- 300 000 Erzeugnisstruktursätze (ESS)

- 28 000 Vorratsauftragssätze (VAS) (Geräte und Ersatzteile)

- 23 000 Bestellsätze (BES) (Kaufteile und Hausteile)

- 5000 Lieferantenstammsätze (LSS)

- 36 000 Arbeitspläne (APS).

Die täglichen Bewegungen betragen rund:

- 6000 Lagerzu- und -abgänge

- 250-300 Bestellzugänge bei Kaufteilen

- 300-400 Materialzugänge

- 200-300 Bestellzugänge für Eigenfertigung (Einzelteile und Montagen).

Kompromiß zwischen Wunsch und Möglichkeit

In den Bereichen Vertrieb und Materialwirtschaft arbeitet die Südbremse nach der "MAXTERM-Philosophie". Schreiner: "Jeder vom Vertrieb kommende Auftrag wird maxterminiert, d. h. er erhält einen dem Wunschtermin des Kunden möglichst nahe kommenden Maxterm. Dieser errechnet sich aus der Situation der beteiligten Teilebenen, also aus Daten der Bereiche Lager- und/oder Bestellbestand und aus Terminzusagen seitens Einkauf und Fertigung." Dieser Maxterm - Mittel zwischen Wunsch und Möglichkeit - wird fixiert und ist fortan verbindlich. Jede Folgerechnung - wie etwa Stücklisten - basiert darauf. Da er sich meist nicht mit dem Wunschtermin decken dürfte, werden während der Abwicklung etwa eintretende Situationsverbesserungen in Teilbereichen stets daraufhin durchgerechnet, ob durch sie der Maxterm ebenfalls verbessert werden kann. Ergibt sich bei einer neuen Bedarfsauflösung eine nachträgliche Verschlechterung des Maxterm, so werden für die hierfür ursächlichen Teile sofort Eilmaßnahmen veranlaßt. Nur gegenüber Prioritätsaufträgen tritt Maxterm zurück: bei ihnen ist er stets von vornherein gleich Wunschtermin.

Zwei Programmkomplexe

Das skizzierte Gesamtsystem besteht im wesentlichen aus zwei Säulen: Dispo 1 und Dispo 2.

Dispo 1 läuft täglich und enthält die Programmkomplexe

Online

- Erstellung der Arbeitspapiere (Eilmethode) mit ungeplanten Lagerentnahmen und Lagerüberweisungen

- Bestandsrechnung mit Lagerzugang, Inventurdifferenz, Korrektur- und Differenzbuchungen

- Erstellen der Materialeingänge

Batch

- Erstellen Vorschlagsliste für Montage, Ausgaben und Überweisungen

- Erstellung der Arbeitspapiere (Normalmethode) mit ungeplanten Lagerentnahmen und Lagerüberweisungen

- Drucken und Verwalten der Einkaufsbestellungen

- Erstellung der Lagerrevisionsliste

- Zentrale Datenbank-Verwaltung (ZDV).

Dispo 2 läuft üblicherweise dekadisch und umfaßt

- Aufbereiten des Primärbedarfs

- Bedarfs- und Terminrechnung

- Bestellrechnung

- Aufbereiten und Druck der Dispo-Listen

- Drucken der Terminierungsliste.

Die Grafik 1 zeigt als Detail den Ablauf bei der Ermittlung des Primärbedarfs und damit des Produktionsplans. Ergebnis ist der auf Platten gespeicherte Vorratsauftrags-Bestand (VAB). Er wird Ausgangspunkt für die Errechnung des Maxterm (Grafik 2).

Die Rentabilität dieser Anwenderlösung per Bildschirm läßt sich erkennen, wenn Einsatzzahlen vorliegen. Schreiner zur CW: "Einige Bildschirme werden zwar noch nur informatorisch eingesetzt, andere aber schon permanent dispositiv. Bisher höchste Tageszahl von Abfragen ist 3000. Im Mittel wird jedes Terminal 500mal am Tag benutzt."