Weiterbildung

Dumme Fragen sind erlaubt

27.09.2012
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Fordern Firmen von Mitarbeitern lebenslange Weiterbildung, müssen sie das richtige Klima für informelles Lernen schaffen.
Lernen kann man immer und überall, ob im Netz oder in Gesprächen mit Kollegen.
Lernen kann man immer und überall, ob im Netz oder in Gesprächen mit Kollegen.
Foto: DUW/Ausserhofer

Wer ist zuständig dafür, dass Mitarbeiter sich weiterentwickeln? Das Gros der Mitarbeiter sehen hier die Unternehmen in der Pflicht. Das geht aus der Studie der Deutschen Universität für Weiterbildung (DUW) hervor, für die 1005 Erwerbstätige befragt wurden. Demnach fordern 71 Prozent mehr Fortbildung von den Arbeitgebern. Darunter fallen mehr Angebote, aktuellere Inhalte und eine Übernahme der Kosten. Gleichzeitig sind sich 60 Prozent der Befragten bewusst, dass auch sie selbst mehr Eigeninitiative zeigen müssen. Sie glauben, dass Lernen am Arbeitsplatz künftig an Stellenwert gewinnen wird. Fast jeden Zweiten setzt diese Perspektive aber unter Druck.

Ada Pellert, DUW: "Mitarbeiter müssen erkennen, dass Lernen zur eigenen Beschäftigungsfähigkeit beiträgt."
Ada Pellert, DUW: "Mitarbeiter müssen erkennen, dass Lernen zur eigenen Beschäftigungsfähigkeit beiträgt."
Foto: DUW/Ausserhofer

Auch für DUW-Präsidentin Ada Pellert gehört lebenslanges Lernen zum Grundverständnis: "Mitarbeiter müssen erkennen, dass Lernen zur eigenen Beschäftigungsfähigkeit, der so genannten Employability, beiträgt." Gerade hier kann aber leicht ein Interessenskonflikt entstehen, warnt Oliver Maassen, Vorstand der HR Alliance: Für den Mitarbeiter, der seine Employability so verbessert, ist "der aktuelle Job häufig nur eine Station von mehreren auf der Karriereleiter." Der Arbeitgeber hingegen habe kein Interesse, Beschäftigten für andere Unternehmen fit zu machen.

Betriebliche Weiterbildung stagniert

Laut Bildungsbericht 2012 stagniert die betriebliche Weiterbildung. Umso wichtiger wird nach Ansicht von Experten das informelle Lernen - durch Gespräche mit Freunden und Kollegen, durch Teamarbeit und Selbstlernangebote im Web. "Menschen lernen immer", bestätigt Professorin Pellert. "Die Personalentwicklung muss informelles Lernen systematisch organisieren, mit guten formalen Angeboten verknüpfen und Räume für den Erfahrungsaustausch schaffen." Ein lernfreundliches Arbeitsklima soll angeboten werden, so Katrin Hille, Forschungsleiterin am Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen: "Dumme Fragen sind okay, niemand weiß alles, Wissensstände ändern sich. Dann entwickeln sich auch die Kompetenzen, sein eigenes Lernen zu gestalten und die Freude daran, es auch zu tun."

Katrin Hille: "Dumme Fragen sind erlaubt, niemand weiß alles."
Katrin Hille: "Dumme Fragen sind erlaubt, niemand weiß alles."
Foto: M. Miethig

Ein gutes Lernklima können Firmen in Pellerts Augen bereiten, wenn sie alle mit ins Boot holen - von der Sekretärin bis zur Führungskraft. Gerade Chefs sollten zeigen, dass auch sie lernen. Gute Arbeitgeber fragen ihre Beschäftigten, wo Weiterbildungsbedarf besteht. Zudem bräuchten Mitarbeiter auch Gelegenheiten, neues Wissen zu reflektieren - etwa in Gesprächen mit Kollegen.