Die Gartner Group warnt Anwender

Düstere Prognosen für den B-to-B-Spezialisten Ariba

08.06.2001
MÜNCHEN (CW) - Die Gartner Group mahnt Ariba-Kunden zur Vorsicht. Das eingeschränkte Produktangebot mache den B-to-B-Softwareanbieter zu einem Übernahmekandidaten.

Ariba Inc. steht auf der "Problem-Watch"-Liste der Analysten. Begründung: Mit dem Kauf von Ariba-Software sei für Anwender mehr Risio als potenzieller Nutzen verbunden. Problematische Faktoren sind nach Ansicht der Auguren vor allem der Abschwung im E-Procurement-Markt und die Unfähigkeit des Softwareanbieters, seine Produkte über allgemeine Funktionen für die indirekte Beschaffung hinaus zu erweitern.

Gartners Schlussfolgerung: Entweder verstärkt Ariba sein Angebot in den Marktsegmenten Beschaffung von Direktmaterialien, Supplier-Relationship-Management, Collaborative Commerce oder Supply-Chain-Management, oder dem Unternehmen drohe eine Übernahme. Die Kaufinteressenten sind auch schon ausgemacht: IBM, Peoplesoft, J. D. Edwards oder ein Customer-Relationship-Management-Anbieter wie Siebel.

Daraus sollten, so Gartners Lesart der schon seit Wochen in der Branche kursierenden Spekulationen, jetzige und künftige Anwender von Ariba-Software Konsequenzen ziehen. Wer schon die E-Procurement-Lösung des Herstellers nutzt, sollte seine Investitionen so gering wie möglich halten. Interessenten seien gut beraten, die Software nur dann anzuschaffen, wenn sie gegen die Auswirkungen einer möglichen Übernahme von Ariba abgesichert seien.

Ariba-Sprecherin Lauren Aimes wies die Gartner-Warnungen zurück. Kein Analyst der Marktforschungsfirma habe in den letzten sechs Monaten mit Topmanagern von Ariba gesprochen. E-Procurement-Lösungen seien wegen des schnellen Return on Investment unverändert "sehr attraktiv". Der Vorwurf der Unvollständigkeit der Lösungen richte sich gegen alle Anbieter. Denn mehr als 80 Prozent des Codes, den man brauche, um die diversen Wertschöpfungsketten für das Procurement und das Supply-Chain-Management darzustellen, seien noch nicht programmiert.

Die Gartner-Vorwürfe kamen Ariba ungelegen, zumal sie den gerade etwas erholten Kurs der Aktie wieder in den Keller sandten und auch von anderer Seite wenig schmeichelhaftes zu dem Unternehmen zu hören war. Oracle-Chef Larry Ellison hatte Ariba vor wenigen Monaten einen Todeskandidaten genannt. Das Marktforschungsunternehmen AMR Research gab zwar zu bedenken, die Gartner Group könnte mit der Ariba-Analyse eigene Interessen verfolgen, sprach aber ebenfalls von Problemen. Die Ariba-Manager müssen, so AMR-Analyst Bruce Richardson, "in den kommenden Quartalen schon einiges vorweisen, sonst sind sie unten durch".