Dünnes Eis

23.06.1978

MÜNCHEN (de) - Sämtliche Broker decken sich momentan mit den neuen IBM-Systemen 3031, 3032 und 3033 ein - ohne zu wissen, ob sich mit diesen Maschinen lukrative Leasinggeschafte machen lassen.

Wer heute eine Anlage aus der Serie 30XX bei IBM ordert, der wird in eine lange Warteschlange eingereiht. Denn der Auftragsbestand bei diesen Maschinen ist enorm, und der Marktführer hat Lieferprobleme. Das machten sich international tätige Leasinggesellschaften zunutze, die gleich nach Ankündigung "auf Verdacht" gekauft haben und so mit "kürzeren Lieferzeiten als der Hersteller" werben können. Bei risikofreudiger Kalkulation auf einen respektierlichen Restwert nach der "üblichen" Nutzungsdauer ist überdies mit Ersparnissen von I0 bis 20 Prozent gegenüber der IBM-Miete "gut anbieten". Doch die Sache hat einen Pferdefuß. Unsicherheitsfaktor Nummer eins: Die 30XX-Serie wurde - und darüber sind sich alle Experten einig - evolutionär aus der Serie 370 heraus entwickelt. Wer sagt denn, daß IBM damit für die nächsten Jahre das letzte Wörtchen gesprochen hat? Es könnte sich durchaus als Fehlspekulation erweisen, für die 30er-Modelle Riesen-Restwerte stehenzulassen. Mit der Marschrichtung "mir ist doch egal ob die Bombe nach 36 oder 48 Monaten platzt" begibt sich die Leasingbranche auf sehr dünnes Eis. Überdies (Unsicherheitsfaktor Nummer zwei) kann niemand sagen, welcher Markt die gebrauchten 370-Maschinen aufnehmen soll.