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DSL-Wechselwillige am Rande des Nervenzusammenbruchs

29.06.2006
Die Anbieter breitbandiger Internetanschlüsse treiben wechselwillige Kunden nach Angaben von Verbraucherschützern oft an den Rand der Verzweiflung.

Die Beschwerden über endlose Warteschleifen, teure Bandansagen und dreistes Abwimmeln häuften sich, berichtete die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen am Mittwoch in Düsseldorf. Oft seien Verbraucher wochenlang ohne Internet und Telefon, weil die Abstimmung zwischen den Anbietern und dem Netzbetreiber nicht funktioniere.

Über elf Millionen DSL-Anschlüsse gibt es inzwischen bundesweit. So rasant das Tempo auf der Datenautobahn sei, so langwierig sei es, den Anbieter zu wechseln. Namentlich nannten die Verbraucherschützer das Unternehmen 1&1. Dieses habe in einem Fall wochenlang den Anschluss eines Kunden blockiert, der wegen nicht eingehaltener Zusagen zu einem anderen Anbieter wechseln wollte.

Oft schöben sich die DSL-Anbieter die Schuld gegenseitig in die Schuhe, kritisierte die Telekommunikationsexpertin der Verbraucherzentrale, Anke Kirchner. Für die Kunden sei das Kompetenz-Gewirr kaum zu durchschauen. Firmen wie Arcor würden ihren Kunden inzwischen immerhin keine festen Termine mehr versprechen und sie mit Gutscheinen entschädigen, wenn die Schuld für eine Verzögerung beim eigenen Unternehmen liege.

Beim Online-Tarifvergleich Billiger-telefonieren.de vermutet man bei einigen Anbietern hinter den vermeintlichen Schwierigkeiten sogar System. So habe es wiederum im Fall eines 1&1-Kunden Wochen gedauert, bis dieser eine "extrem umständliche und Zeit raubende Kündigungsprozedur" erfolgreich durchlaufen hatte. Gleich mehrfach seien dabei Fax-Schreiben angeblich nicht beim Unternehmen angekommen, berichtete ein Sprecher am Mittwoch in Düsseldorf.

Eine Unternehmenssprecherin von 1&1 erklärte, bei den technischen Prozessen sei man auf die Deutsche Telekom angewiesen und habe in vielen Fällen keinerlei Einfluss. Die Kündigungsprozedur sei nicht komplizierter als bei anderen Anbietern. Dennoch könne es bei 1,8 Millionen Kunden in Einzelfällen zu Problemen kommen. "Es gibt Fälle, bei denen geht alles schief."