DSAG: "Fachbereiche kennen ESA nicht"

11.09.2006

CW: SAP predigt seit über drei Jahren ESA beziehungsweise jetzt Enterprise SOA. Wie zufrieden sind Sie mit der Unterstützung aus Walldorf?

WAHLERS: SAP tut eine Menge zur Sensibilisierung, betreibt erste Enterprise-SOA-Evaluierungsprojekte und hat bereits eine große Palette an zusammengesetzten Applikationen, die so genannten xApps, entwickelt. Es wird aber derzeit noch zu wenig unternommen, um den Anwendern klarzumachen, welche neuen Services, welche neue Applikationen sie damit bauen können, die die Fachbereiche begeistern. Wir stehen einerseits noch auf der untersten technischen und andererseits auf der obersten Highflyer-Ebene: innovativer, agiler, flexibler, adaptiver - diese Schlagworte bleiben noch ziemlich nebulös. Die Anwender können sich nicht so richtig vorstellen, wie das umzusetzen ist. Die ganze Geschichte muss einfach konkreter werden.

CW: SOA und die SAP-Variante Enterprise SOA können im Grunde nur funktionieren, wenn sie auf offenen Standards basieren. Konterkarieren proprietäre Elemente, die Hersteller wie auch SAP einbringen, nicht die Grundidee einer SOA?

WAHLERS: Ab einer gewissen Ebene schon. Nämlich dann, wenn Geschäftsprozesse sicher zusammenwirken müssen.

CW: Wenn SAP-Vorstand Claus Heinrich fordert, die Anwender müssten sich für eine Plattform entscheiden - wie offen ist Enterprise SOA dann überhaupt?

Die DSAG lädt ein…

Vom 19. bis 21. September 2006 bittet die DSAG zu ihrem Jahreskongress nach Leipzig. Dort heißt das Motto: "Auf dem Weg zur Geschäftsprozess-Plattform - was bedeutet das für Sie?"

Anmeldung unter www.dsag.de.

WAHLERS: Sagen wir einmal - generisch offen. Ein Web-Service, den man auf Websphere von IBM ausführen kann, läuft auch auf SAP Netweaver, das ein Teil der Enterprise-SOA-Architektur ist, aber nicht umgekehrt. Anwender können mit Enterprise SOA Geschäftsprozesse mit Business-Objekten von Mysap ERP modellieren, die betriebswirtschaftliche Vorgänge zuverlässig abwickeln. Das ist mit Websphere nicht möglich. Geschäftslogiken und Inhalte müssen zusammenpassen. Daher muss man auch die Geschäftsprozessplattform SAP Netweaver immer in Verbindung mit Mysap ERP 2005 sehen. Rein generische Web-Services lassen sich dagegen ohne weiteres auf Websphere oder SAP Netweaver ausführen.

CW: Wenn es um Geschäftstransaktionen geht, dann funktioniert das nicht?

WAHLERS: Das ist richtig. Dazu kommt noch, was SAP und die Kunden organisatorisch mit einer Geschäftsprozessplattform verbinden. Es wird ja nicht nur ein Stück Software ausgeliefert, sondern damit hängt auch ein Führungsanspruch für integrierte Geschäftsprozesse zusammen. SAP versucht jetzt im Applikationsbereich die Plattformführerschaft zu übernehmen, ähnlich dem, was Microsoft und Intel auf der Betriebssystem- und Prozessorseite geschafft haben.

CW: Sie meinen, eine Plattform zur Verfügung zu stellen, auf der sich auch andere tummeln?

WAHLERS: Auf der sich andere Anbieter und Partner tummeln, auf der es offene Standards gibt, mit deren Hilfe eigene Applikationen entwickelt werden können.

CW: Dazu muss SAP das Geschäftsmodell doch komplett umstellen?

WAHLERS: Ich glaube eher, dass SAP eine entsprechende Organisation rund um das Thema aufbauen und mit Partnern, Kunden und Anwendern offen umgehen müsste ...

CW: ... und da sehen Sie Defizite?

WAHLERS: Die Kommunikation und die Einbindung der Partner und Anwender sind derzeit noch nicht so, wie wir uns das wünschen. Daran werden wir weiter arbeiten müssen, um noch bessere Ergebnisse mit SAP zu erzielen.