DSAG: "Fachbereiche kennen ESA nicht"

11.09.2006

CW: Wie wollen Sie die Fachbereiche mit ins Boot holen?

WAHLERS: Aufklären, welche Möglichkeiten hier bestehen. Die Geschäftsprozesse selbst sind ja betroffen. Die vielen kleinen Veränderungen werden aber in den seltensten Fällen direkt in den Geschäftssystemen nachvollzogen. Vieles bleibt halbautomatisch und manuell. Die IT hat hier die Chance und die Pflicht, Prozesse, die sie heute nicht abbildet, auf den neuen Geschäftsplattformen zu integrieren. Mit Enterprise SOA stoßen wir in neue Bereiche vor.

CW: Das bedeutet aber auch eine neue Rolle für die IT im Unternehmen.

WAHLERS: Die IT-Abteilungen müssen sich neu aufstellen. IT und Fachbereiche müssen viel intensiver kommunizieren. Wir werden neue Aufgaben, Rollen und Mitarbeiterprofile bekommen.

Zur Person

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Der studierte Mathematiker Alfons Wahlers ist erster Vorsitzender der Deutsch-sprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) und IT-Leiter bei der Flender AG, einem Spezialisten für Antriebstechnik mit Sitz in Bocholt.

CW: Wie können CIOs den Geschäftsnutzen von SOA erklären und deutlich machen, dass sich die Investitionen lohnen?

WAHLERS: Die CIOs müssen sich qualifizieren. Daher wollen wir im kommenden Jahr eine CIO-Qualifizierungsinitiative aufsetzen, die sowohl eine IT-Seite als auch eine Geschäftsprozessseite hat. Dabei sollen die neuen Techniken im Überblick vorgestellt und erklärt werden. Zusätzlich wollen wir Best-in-Class-Prozesse und Prozess-Management-Organisationen von Firmen vorstellen, die SOA-Methoden und -Techniken bereits nutzen.

CW: Wir kommen in Deutschland auf vielleicht sechs größere SOA-Projekte. Zählen Sie mehr?

WAHLERS: Ich kenne auch nicht mehr. Allerdings wirkt SOA erst einmal im Kleinen, um zum Beispiel Auswertungen aus verschiedenen Tools zu konsolidieren.

CW: Also kleine Versuche, die sich auch im Rahmen der bestehenden Budgets realisieren lassen?

WAHLERS: Genau - richtig große Vorhaben sind dagegen noch selten. Aber wir müssen uns intern in den Unternehmen ändern, weg von den ständigen Kostenoptimierungen. Wir müssen wieder wachsen und die Denke, nur die Kosten zu senken, wieder aus unseren Köpfen bekommen.

CW: Aber besteht nicht grundsätzlich die Gefahr, dass die ganze Vision irgendwann wie eine Fata Morgana verschwindet, ohne dass etwas passiert?

WAHLERS: Wenn wir das nicht wollen, müssen wir zusehen, dass die IT-Abteilungen und die Fachbereiche zueinander finden. Beispielsweise lassen sich beim Einkauf innovative Geschäftsbeziehungen zwischen den Partnern definieren. Auch der Vertrieb verändert sich. Man muss herausfinden, wie sich der Wert eines Produkts oder eines Service beim Kunden erhöhen lässt. Beispielsweise könnte der Kunde auf spezielle Produktinformationen und produktivitätssteigernde Lösungsszenarien des Lieferanten zugreifen, die er heute nicht hat. Um hier eine Brücke zwischen Fachbereich und IT zu schlagen, wollen wir gemeinsam mit der SAP im Rahmen der nächsten Sapphire eine Initiative auf die Beine stellen.