Druckende Terminals: Vom Teletype zum Daisy-Rad

05.05.1978

Dipl.-Ing. Dieter Weber ,Betriebsberater in Bad Homburg

Wer auf Messen oder im betrieblichen Einsatz sich das breite Angebot an Datendruckern betrachtet, muß zustimmen, wie recht doch Goethe hatte, als er meinte, man könne nur das getrost nach Hause tragen, was man schwarz auf weiß besitzt. Dabei ist es gar nicht so, daß der Datenverarbeiter dem Drucker stets ungeschmäht seine Vorliebe zeigte. In letzter Zeit möchte der Andrang der Bildschirmgeräte viel mehr beweisen, daß auch die bloße visuelle Einsicht genügt, wenn es darum geht, zu erkennen, welche Ergebnisse uns der Computer vorweisen will.

Drucker und Bildschirm sind indessen keine feindlichen Brüder: Sie tragen beide dazu bei die Kommunikationsanforderungen der modernen Datentechnik zu erfüllen. Der Terminaldrucker gehörte schon zum Inventar des Computers, als man noch nicht von Dialogsystemen sprach. Er war und ist in vielen Fällen auch heute noch die Bedienungskonsole des Operators. Das Rumpeln des Fernschreibers, denn mit solchen Geräten behalf man sich in der Anfangsphase, hörte man dann vielerorts bei kleinen wissenschaftlichen Rechenanlagen, die keine allzuhohen Ausgabeanforderungen stellen. Auch Prozeß-Steuerungssysteme begnügen sich aus gleichen Grund mit seriell arbeitenden Ausgabedruckern.

Der Bildschirm tat sich hingegen als Fenster zum Computer erst auf, als man große Datenbanken im Sofortzugriff handhaben konnte. Hier nun begann der Wettbewerb und zugleich der Siegeszug des Displays. Das druckende Terminal galt als zu laut, zu langsam und vor allem in Anbetracht der ständig sinkenden Bildschirmpreise als zu teuer. Allenfalls als Hard-Copy-Einrichtung mochte man es in dringenden Fällen noch gelten lassen. Daß jedoch Dialogsysteme sich nicht nur auf eine flüchtige Informationsvermittlung stützen, sondern Ergebnisse liefern, mit denen man am Schreibtisch weiterarbeiten muß, vermittelte bereits der aufkommende Timesharing Service der Vielzahl seiner Benutzer.

Gegenwärtig steht die Datenverarbeitung im Zeichen des Distributed Processing. Der Sachbearbeiter erhält die Rechnerergebnisse am Arbeitsplatz. Solange das papierlose Büro und die aktenlose Geschäftsbearbeitung noch in der zukünftigen Vision des Organisators entrückt bleibt, wird der Computerausdruck dort dem Bildschirm überlegen bleiben, wo Informationen und Daten weiterzuverarbeiten und die Ergebnisse Dritten zu übermitteln sind. Die Hersteller von Datendruckern nehmen dies mit Genugtuung zur Kenntnis und freuen sich über die vielen Anwendungen, die in letzter Zeit entstanden sind. Druckende Bankterminals bieten zum Beispiel dem Kunden den aktuellen Kontenauszug. Sie vermerken Zinsen- und Dividendengutschriften in Sparbüchern und bieten dem reisefreudigen Touristen den willkommenen Nachweis, wie billig er seine Dollar getauscht hat. Bleiben wir bei der großen Welt. Die Fluggesellschaften nehmen zwar Reservierungen mit dem Bildschirm vor. Bereits heute jedoch gehört es zum guten Ruf einer Airline oder eines Flughafens, wenn beide dem Passagier Flugkarten Boardingpässe und das Gepäcklabel gedruckt überreichen können. Wer ein Reisebüro verläßt fühlt sich sicherer, wenn er die Reservierung in Mallorca gedruckt bestätigt erhält oder sollte kein Bett mehr vorhanden sein, er die Alternativvorschläge des Computers geruhsam zu Hause prüfen kann.

Kommen wir doch wieder zum professionellen zurück. Im Einzelhandel entwickelte sich die Ladenkasse zum POS-Terminal, das den Kunden nicht nur einen Quittungsstreifen bietet, sondern auch die erworbenen Artikel schriftlich nennen kann. Der Großhandel wandelt sich zum Abholermarkt. Hier muß der Kunde mit der Ware sofort eine komplette Rechnung erhalten. Bald wird er auch seine Zahlungen gedruckt bestätigt vorfinden. Das POS-Terminal benötigt dann nur noch einen Schlitz für die Kreditkarte. In Fertigungsbetrieben zählen die Produktionsleiter die Tage, da die Vielzahl der Lohn- und Materialscheine noch von Matrizen umgedruckt werden müssen. Ein Datendrucker wird sie dem Meister oder Bediener an die Maschine liefern zum Zeitpunkt, wann sie benötigt werden. Ein weiteres Feld, das dem anspruchsvollen druckenden Datenterminal eine lange Konjunktur verspricht, ist die automatische computerunterstützte Textverarbeitung.

Die Vielfalt der Anforderungen, die der Benutzer stellt wenn er druckende Terminals zweckentsprechend einsetzen will, forderten den Herstellern mannigfaltige technische Lösungen ab. Hoch integrierte Schaltkreise und Mikroprozessoren wurden zu Wegbereitern neuartiger Entwicklungen, die dem Kunden bald vergessen lassen daß alles mit dem Fernschreiber und der Schreibmaschine begann. Noch heute arbeiten auf der Welt über 700 000 Teletypes vom Typ 33, Methusalem der druckenden Terminals. Und der Hersteller wird nicht müde, täglich weitere 80 hinzubauen. Doch seine Tage sind gezählt. Schon verspricht eine neue elektronische Lösung den Siegeszug fortzusetzen. Weniger bewegte Teile, weniger Mechanik zahlen sich durch höhere Arbeitsgeschwindigkeiten aus. Wenn der Drucker in dieser Beziehung auch nicht den Bildschirm einholen kann, so nutzt er wenigstens den Datendurchsatz aus den die Übertragungswege ihm anbieten. Vom 50 Baud Fernschreiber wandelte sich der Bedarf zum Druckterminal, das mit Geschwindigkeiten von 300 und 1200 Baud jetzt seine Daten über Wählleitungen vom Computer empfängt.

Vor allem die Matrix-Nadeldrucktechnik machte diese Beschleunigung möglich. Zwar bedrückte viele Benutzer anfänglich der durch die Rasterung bedingte Qualitätsabfall doch heute haben wir Druckqualitäten, die den OCR-Ansprüchen genügen. Und morgen wird es Nadeldruckwerke geben. deren Zeichen von einem Vollanschlagdruckwerk und der vortrefflichen Tintendrucktechnik nicht zu unterscheiden sind. Sogar digitalisierte Handschriften wird man mit solchen feinen Rasterdruckwerken ausgeben können. Neue Anwendungen wenn man beispielsweise an die Electronic Mail denkt, zeichnet

sich schon ab.

Diese Entwicklung kann zu einer bedrohlichen Konkurrenz zum Daisy-Rad-Drucker führen, der heute das Optimum an Druckqualität bietet. Doch auch hier ruht nicht der Erfindergeist. Läßt sich auch die Druckgeschwindigkeit kaum überbieten, so öffnet ein niedriger Preis sicher wieder neue Märkte. Einfachere Ansteuerungstechniken mit sich selbst lenkenden Druckköpfen und neue Techniken des Zeilenvorschubes werden dafür sorgen, daß man nicht nur dem Bildschirm bescheinigen kann, daß er immer preiswerter wird. Vergessen wir dabei nicht die vielfältigen Non-impact-Drucktechniken, die deshalb so kostengünstige Geräte liefern, weil der mechanische Aufwand auf ein Minimum reduziert wurde.