Die Zukunft des Datensammelns

Drohnen im Unternehmenseinsatz

11.08.2015
Von Tam Harbert und
Dietmar Müller ist freier Journalist in München.

Geschäftsmodelle entwickeln sich erst

Die Geschäftsmodelle rund um den Einsatz von UAVs im Unternehmen stecken in der Regel noch in den Kinderschuhen. "Ich sehe noch kein Projekt mit Modellcharakter für Firmen", so Andrew Maximow, der 15 Jahre lang für Cisco gearbeitet hat, bevor er Director of Client Services beim Drohnenhersteller 3D Robotics (3DR) wurde. Die Firma hat beispielsweise BNSF Railway als Kunden. Das Bahnunternehmen hat beim FAA die Zulassung von Drohnen für das Abfliegen und Kontrollieren von Gleisanlagen gestellt. Zum Einsatz kommen soll dabei u.a. das Spektre Industrial Multirotor Aerial Vehicle von 3DR, von dem es bislang nur einen Prototypen gibt.

Laut Maximow setzt 3DR bei der Entwicklung auf quelloffene Software: "Wir wollen das Android im Drohnenmarkt werden." Durch Hardware-Add-ons und verschiedene Software-Applikationen soll der Spektre ganz nach den Wünschen der Anwender modifiziert werden können.

Die Landwirtschaft stellt bereits heute eines der größten Einsatzgebiete für UAVs dar, so Kara von ABI. Der Grund dafür ist einfach: Viele landwirtschaftliche Flächen befinden sich in Privateigentum und unterliegen damit nicht den Vorgaben der FAA. Daher hat sich auch der kanadische UAV-Spezialist PrecisionHawk mit dem US-Unternehmen Agri-Trend zusammengetan. Gemeinsam wollen sie Landwirte mit mehr und besseren Daten über ihre Anbauflächen beliefern. Laut Warren Bills, Vice President of Geo Solutions bei Agri-Trend, will man den Farmern Nordamerikas ab 2016 entsprechende Dienste anbieten.

Wem gehören die Daten?

Überhaupt dürfte sich das "Drone as a Service"-Modell weitgehend durchsetzen, denn dabei liegt die rechtliche Verantwortung für die Drohne und ihre Aktivitäten beim Anbieter und nicht beim einsetzenden Unternehmen, so Kara. Auch die so gewonnenen Daten liegen dann in der Obhut des Service-Anbieters und nicht auf dem Server der Firma - gerade in Deutschland wären damit datenschutzrechtliche Aspekte verbunden, ganz wie von der Anwaltskanzlei Wilde, Beuger und Solmecke angeführt.

"Jede Organisation, die durch Drohnen gewonnene Daten einsetzen will, muss ihre IT darauf vorbereiten", so Kara. Nicht nur die Speicherung der Daten müsse erledigt werden, auch die Auswertung dürfte ein Fall für sich sein. "Ich vermute, dass viele Firmen dies auslagern werden, es sind doch sehr spezielle Daten", so Kara weiter.

PrecisionHawk offeriert beispielsweise eine Cloud-Plattform für Speicherung und Analyse von Daten, die seine Drohnen liefern. Gerne schickt man die Daten aber auch direkt an die IT des Auftraggebers. "Allerdings können die schiere Größe der Daten - zumeist im GIF-Format - und das Vorhalten passender Analysetools das Vorhaben zu einem logistischen Albtraum machen", so PrecisionHawk-Mitbegründer Dr. Ernest Earon. Aus diesem Grund würden die meisten Kunden seiner Firma die Auswertung überlassen.

Auch wenn Drohnen gerade der neueste Schrei sind, letztlich handelt es sich dennoch nur um einen neuen Weg, Daten zu sammeln und damit bessere Entscheidungen zu treffen. Laut Bills von Agri-Trend sind gerade sehr viele Firmen sehr begeistert von der neuen Mode und den coolen Bildern, die so entstehen. Was er aber benötige, seien verwertbare Informationen. "Das Letzte, was ich brauche, sind dagegen weitere Landschaftsportraits. Wir wollen ein System für datengestützte Entscheidungsfindung, auf das sich Landwirte verlassen können."

Experten geben Starthilfe

Wenn Ihre Firma den Einsatz von Drohnen für das Sammeln von Daten anvisiert, sollten Sie sich schon heute darüber Gedanken machen, wie sie die Drohnen gesetzeskonform nutzen können - auch wenn diese Gesetze heute noch nicht verabschiedet sind. Hier einige Vorschläge von Analysten und Anbietern:

Dan Kara, ABI Research: "Machen Sie sich mit den verschiedenen Arten von Informationen vertraut, die UAVs sammeln können. Da geht es um mehr als Landschaften und Landkarten. Drohnen können mit den verschiedensten Sensoren bestückt werden und dann die unterschiedlichste Dinge messen und aufzeichnen, darunter Luft- und Bodenfeuchte, die Menge an Bäumen auf einen Hektar oder die Höhe des Schadens nach einem Sturm. Manchmal sind Langzeitbeobachtungen gefragt, etwa wenn Bauern einen Sommer lang den Weizen auf ihren Felder wachsen sehen wollen. Das sind alles ganz unterschiedliche Arten von Daten. Beim Auswerten von Luftbilden geht es eben nicht nur um das Zählen von Einheiten. Das ist eine ganz andere Art von Big Data als wir das bislang gewohnt sind."

Dr. Ernest Earon, PrecisionHawk: "Sie sollten sich Ihre Fragestellung für den Drohneneinsatz genau überlegen, genauso wie die für die Beantwortung notwendige Art von Daten und Datenanalyse. Umgekehrt bestimmen die möglichen Daten die Fragestellung. Für ein Elektrizitätswerk sind beispielsweise Luftaufnahmen nach einem Sturm weniger wert als die GPS-Daten von umgelegten Strommasten. Abhängig von der Art der gesammelten Daten sind auch die von der IT geforderten Fähigkeiten - möglicherweise müssen Sie jemanden einstellen, der Erfahrung mit Geodaten hat. Und bedenken Sie: GPS ist nur eine Form davon.

Zunächst mögen es nur kleine Unterschiede sein, bei längerem Einsatz spielen aber auch Feinheiten der Datenverarbeitung eine Rolle. Nicht zuletzt wenn es um Datenübertragung und -speicherung geht. Ein UAV von PrecicionHawk sammelt beispielsweise 1,5 GB Daten pro Minute - bei einer Auflösung von einem Zentimeter pro Pixel. Bei Aufnahmen von Satelliten aber arbeitet man mit einer Auflösung von einem Meter per Pixel. Das macht einen großen Unterschied.