Dritter Lizenznehmer fuer Apples Hard- und Software Pioneer verfeinert Mac-Clone mit Laser-Disk fuer Filmvorfuehrung

24.02.1995

MUENCHEN (CW) - Nach der Radius Inc., der Bandai Company und der Power Computing Corp. ist die Pioneer Electronic Corp. das vierte Unternehmen, das sich eine Lizenz zum Apfel-Clonen erworben hat. Die Japaner wollen ihren Mac-Rechner durch Zugabe der eigenentwickelten Laser-Disk- und Audiotechnologie aufwerten. Mit dem Disk-Medium ist es moeglich, am PC-Monitor oder am Fernseher Spielfilme ablaufen zu lassen.

Waehrend Radius mit seinen Mac-Clones den Hochleistungs- Grafikbereich ins Auge fasst, hatte Bandai die Lizenzrechte fuer ein abgespecktes Mac-OS namens "Pippin" erworben. Der japanische Spielehersteller, bekannt durch seine "Power-Ranger"-Figuren, entwickelt auf der Grundlage von Pippin Spielekonsolen.

Pioneer, bekannt als Braune-Ware-Anbieter, will sein PC-Debuet auf den Markt der Heimanwender konzentrieren. In Japan vorgestellte Prototypen des Mac-Clones waren noch mit Systemplatinen ausgestattet, die Apple lieferte. Unternehmenssprecher sagten aber, dass Pioneer die Kernkomponenten fuer zukuenftige Rechner selbst entwickeln wolle. Ferner teilten sie mit, dass der Mac-Clone zunaechst lediglich in Japan vermarktet werden soll, spaeter sei aber moeglicherweise auch an den Vertrieb der Systeme in Uebersee gedacht.

Pioneer wird nach den vorliegenden Informationen zwei Modelle entwickeln: der "MPC-GX1" arbeitet mit dem Power-PC-Prozessor 601 (66 Megahertz). Im "MPC-LX100" kommt die Motorola-CISC-CPU "68LC080" zum Einsatz. Beide Modelle statten die Japaner mit Videoanschluessen sowie Lautsprechern und einem CD-ROM-Laufwerk aus. Anwender werden zudem die Wahl zwischen 15- und 17-Zoll- Monitoren haben.

Neben dem Laser-Disk-Abspielgeraet will Pioneer die Rechner wahrscheinlich auch mit einem magneto-optischen (MO) Laufwerk ausruesten. Dieses bietet Speicherkapazitaeten von 2,2 GB. Das SCSI- II-System im Formfaktor 5,25-Zoll besitzt eine Datentransferrate von 2,6 MB/s und eine durchschnittliche Suchlaufzeit von 42 Millisekunden. Im Vergleich zu den heute ueblichen Festplatten ist das MO-Geraet nicht einmal halb so schnell und duerfte ausschliesslich als Archivmedium Anwendung finden. Unternehmenssprecher teilten ferner mit, dass im ersten Jahr der Produktion daran gedacht sei, ungefaehr 2000 Mac-Clones pro Monat zu fertigen. Ueber die Preisgestaltung sei man sich noch nicht ganz im klaren. Das "Wall Street Journal" zitierte aber Pioneer-Manager mit der Aussage, man ziele auf ein Niveau, das ungefaehr in der Mitte der jetzt ueblichen Apple-Rechner-Preise liege, also zwischen 2000 und 3000 Dollar.

In Apples Strategie, sich gegen die Intel-PCs in der Microsoft- Windows-Welt einen halbwegs festen Stand zu sichern, gehoert die Lizenzierung des Mac-Betriebssystems zu den wesentlichen Elementen. Nur bei einer sichtbaren Durchdringung des Marktes werden sich auch genuegend Software-Entwickler der Mac-Plattform zuwenden. Um so erstaunlicher sind vor diesem Hintergrund Aussagen von anderen PC-Unternehmen: Sie monieren, dass Apple nach wie vor nur zoegerlich bereit sei, ueber den Nachbau der eigenen Rechner mit sich reden zu lassen. Auch Compaqs Technologieverantwortlicher Gary Stimac wurde in diesem Sinne zitiert.