Microsoft buhlt um One Laptop per Child

Dritte-Welt-Notebook soll mit Windows und Linux booten

09.01.2008
Gemeinsam mit Microsoft entwickelt das One Laptop per Child Project (OLPC) ein Dual-Boot-System für Windows und Linux.

"Wir arbeiten sehr eng mit Microsoft zusammen", erklärte OLPC-Chairman Nicholas Negroponte gestern in einem Interview. Ziel sei ein System, mit dem Benutzer beim Systemstart entscheiden könnten, ob sie Windows oder Linux hochfahren wollen. Die unter dem Namen XO Laptop gehandelten Rechner für Kinder in der Dritten Welt sollten ursprünglich nur mit Open-Source-Software bestückt werden. Microsoft buhlt schon länger um eine Beteiligung an dem imageträchtigen Projekt.

Gegenwärtig arbeiten die OLPC-Notebooks mit einer Linux-Variante, die auf dem System des Fedora-Projekts aufsetzt. Microsoft sei in den vergangenen Jahren in vielfältiger Weise auf die Open-Source-Community zugegangen, erklärte Negroponte die Hintergründe der Zusammenarbeit. Diskussionen würden weniger "religiös" geführt, was der OLPC-Initiative entgegen komme. Am Ende sei entscheidend, dass soviele Menschen wie möglich in den ärmeren Ländern Hardware und Software nutzen könnten.

Laut Negroponte könnte das OLPC die Zusammenarbeit mit Microsoft noch ausweiten und dabei möglicherweise auch mit der Bill & Melinda Gates Foundation kooperieren. Denkbar wäre beispielsweise, OLPC-Laptops mit Entwicklungshilfeprojekten Microsofts zu kombinieren. Man verhandele diesbezüglich direkt mit Microsoft-Mitgründer Bill Gates und Microsofts Forschungschef Craig Mundie.

Ziel des One Laptop per Child Project war es anfangs, ein Notebook für 100 Dollar zu entwickeln. Regierungen in Entwicklungsländern sollten die Rechner an Kinder verteilen. Schätzungen zufolge liegen die tatsächlichen Kosten für das XO Laptop aber doppelt so hoch. Die Organisatoren der OLPC-Initiative, angeführt von Forschern des Massachusetts Institute of Technology (MIT), hoffen, den Preis durch hohe Stückzahlen drücken zu können. (wh)