Dritte GPL-Version in Arbeit

30.03.2005
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

Doch Moglen und die FSF sind nicht die einzigen Einflussfaktoren bei dem Reformvorhaben. Genauso wichtig ist die Open Source Initiative (OSI), die seit 1998 als Non-Profit-Organisation Open-Source-Lizenzen auf der Grundlage einer zehn Punkte umfassenden Definition zertifiziert. In ihr sind auch Vertreter der IT-Industrie aktiv und bringen deren Interessen ins Spiel. Das unterschiedlich ausgebildete Bedürfnis der Industrie nach mehr oder weniger starkem Schutz ihrer Open-Source-Beiträge hat dazu geführt, dass die OSI bis heute 56 Open-Source-Lizenzformen ihren Segen gegeben hat. Und das ist ein Problem, dem die Organisation hofft, mit der GPL 3 begegnen zu können.

Zunehmend sind die OSI-genehmigten Lizenzen, beispielsweise die junge "Common Development and Distribution License" (CDDL) von Sun, nur noch für juristisch Geschulte verständlich. Die Vielfalt behindert Entwickler bei der Arbeit, weil sie sich bei der Integration von Software in größere Programme zunächst mit der Lizenzlektüre beschäftigen müssen. Eric Raymond, Gründer und bis Ende letzten Jahres Präsident der OSI, fordert inzwischen eine restriktive Vergabe neuer Lizenzen: "Alle bis auf ein Dutzend dieser Lizenzen sind unnütz. Sie werden von unausgelasteten Rechtsabteilungen in Unternehmen ausgetüftelt und dann in lediglich einem Projekt genutzt."

Lizenzvielfalt reduzieren

Zustimmung erfährt Raymond von Larry Rosen, einem prominenten, auf Urheberrecht spezialisierten Anwalt und Open-Source-Fürsprecher. Auch in der Industrie, die für die Vielfalt der Lizenzformen verantwortlich ist, gibt es mittlerweile ein Umdenken. In jüngster Zeit haben sich besonders Martin Fink, oberster Linux-Manager bei Hewlett-Packard, und sein Gegenpart bei Computer Associates, Sam Greenblatt, vehement für Einschränkungen stark gemacht.

Kontroverse Diskussion