Bitkom-Studie

Dresden ist deutsche Hightech-Hauptstadt

18.06.2008
Von 
Diego Wyllie hat Wirtschaftsinformatik an der TU München studiert und verbringt als Softwareentwickler und Fachautor viel Zeit mit Schreiben – entweder Programmcode für Web- und Mobile-Anwendungen oder Fachartikel rund um Softwarethemen.
Wie eine aktuelle Studie des Branchenverbands Bitkom belegt, ist Dresden die heimliche Hightech-Metropole Deutschlands. Demnach arbeiten in der sächsischen Landeshauptstadt 8,7 Prozent aller Beschäftigten im Hightech-Sektor.

Hinter Dresden folgen auf den Plätzen zwei und drei der Großraum München mit 8,5 Prozent sowie die Region Nürnberg/Erlangen mit 7,6 Prozent der Beschäftigten. Ebenfalls gut platziert sind die Region Karlsruhe und die Stadt Berlin, die auf den vierten und fünften Rang kommen. Schlusslichter sind die strukturschwachen Regionen Mecklenburg-Vorpommern, wo nur 2,8 Prozent der Beschäftigten im Hightech-Sektor arbeiten, sowie das Weser-Ems-Land und Sachsen-Anhalt mit 3,2 Prozent. "Die Struktur der regionalen Arbeitsmärkte zeigt ein starkes Nord-Süd-Gefälle bei der Verteilung von Hightech-Jobs", stellt Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer fest. Abgesehen von den Stadtstaaten Berlin und Hamburg sei der Norden Deutschlands in weiten Teilen eine "Hightech-Wüste". Scheer: "Das ist aber kein Naturgesetz. Eine kluge Innovationspolitik kann das bereits mittelfristig ändern."

In Dresden hat insbesondere die Ansiedlung der großen Chiphersteller Infineon und AMD dazu geführt, dass dort heute mehr als 62.000 Menschen in Hightech-Jobs arbeiten. In absoluten Zahlen gerechnet ist allerdings München mit 182.000 die Stadt mit den meisten Beschäftigten in der Hightech-Industrie. Nach Angaben des Branchenverbands arbeiten in Deutschland insgesamt 1,93 Millionen Beschäftigte in Hightech-Unternehmen oder Forschungseinrichtungen. Das entspricht 5,2 Prozent aller Beschäftigten. Im europäischen Vergleich sei Deutschland mit einem Fünftel aller Arbeitsplätze in Europa der mit Abstand größte Arbeitgeber auf dem Gebiet der Hochtechnologie. Grundlage der Angaben ist eine Bitkom-Auswertung von aktuellen Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat.

Die Schaffung zukunftsfähiger Arbeitsplätze in den im Ranking vorne platzierten Regionen ist nach Meinung von Scheer einer erfolgreichen Standortpolitik zu verdanken. So ist in Dresden die größte Produktion von Halbleitern in Europa entstanden, in München hat sich ein Zentrum der Software- und Biotechnologie-Branche entwickelt und Nürnberg/Erlangen steht für moderne Medizintechnik. "Der Ausbau und die Schaffung international wettbewerbsfähiger Hightech-Cluster ist eine zentrale Aufgabe der Innovationspolitik", sagt Scheer. Es fehle aber an der notwendigen Koordination zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. Derzeit gäbe es in Deutschland mehr als 130 unterschiedliche Cluster, deren Schwerpunkte sich vielfach überschneiden. "Die Schaffung vieler kleiner Kompetenzzentren widerspricht dem Ziel, Kräfte zu bündeln und international konkurrenzfähige Einheiten zu schaffen", betonte der Bitkom-Präsident. Daher fordert er, die Cluster-Politik deutschlandweit abzustimmen.