Dreiteilung von AT&T kommt Aktionaeren und Kunden zugute

12.04.1996

111 Millionen Titel beziehungsweise 17 Prozent des Unternehmens werden oeffentlich plaziert. Die restlichen Aktien gehen an AT&T-Aktionaere. Legt man einen Emissionspreis zwischen 22 und 25 Dollar zugrunde, so errechnet sich fuer Lucent eine Boersenbewertung von knapp 15 Milliarden Dollar. Der Emissionserloes der neu zu plazierenden Stuecke fliesst voll dem Unternehmen zu.

Zu den Vermoegenswerten (20 Milliarden Dollar) des jungen Unternehmens gehoeren auch die Bell Laboratories. Diese 1925 gegruendete Ideenschmiede von AT&T hat unter anderem das Unix- Betriebssystem, die Solarzelle, den Transistor und den Kommunikationssatelliten entwickelt.

Lucent ist heute in mehr als 90 Laendern praesent. Bell hat Standorte in insgesamt 13 Laendern. Derzeit erwirtschaftet das Unternehmen 75 Prozent seines Umsatzes innerhalb der USA und 25 Prozent im Ausland. Insbesondere der Auslandsanteil soll stark ausgeweitet werden.

Naechster Spin-off-Kandidat ist die AT&T Global Information Solutions, die wieder unter ihrem alten Namen NCR firmiert. Mit 38000 Beschaeftigten erwirtschaftete die Computerfirma im vergangenen Jahr acht Milliarden Dollar. Die Vermoegenswerte belaufen sich auf fuenf Milliarden Dollar. Derzeit waechst NCR durchschnittlich um sieben Prozent pro Jahr. Das Unternehmen ist in 130 Laendern vertreten.

Neben Lucent und NCR entsteht die neue AT&T mit einem Umsatz von ueber 50 Milliarden Dollar, 56 Milliarden Dollar Vermoegenswerten und 127 000 Beschaeftigten. Umgerechnet bedeutete dies fuer das Geschaeftsjahr 1995 einen Pro-Kopf-Umsatz von knapp 600 000 Mark. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr setzte die Deutsche Telekom je Mitarbeiter etwa 310 000 Mark um.

Die Kursentwicklung der alten AT&T spiegelt die Chancen der Realteilung noch nicht wider. Trotz eines operativen Gewinnplus von elf Prozent im vierten Quartal 1995 sank der AT&T-Ertrag aufgrund einmaliger Restrukturierungsaufwendungen in Hoehe mehrerer Milliarden Dollar auf 139 Millionen Dollar (Vorjahr: 4,71 Milliarden Dollar). Dabei fielen die Jahresabschlusszahlen mit einem Gewinn von neun Cent je Aktie (Vorjahr: 3,01 Dollar) etwas schlechter aus, als nach der Vorankuendigung der Restrukturierungsmassnahmen erwartet worden war.

Mit der Teilung reagiert AT&T auf das sich rapide aendernde Technologieumfeld und auf neue Marktstrukturen. Die drei unabhaengigen Gesellschaften sind fundamental gesund und langfristig leistungsfaehig. Trotz der im vergangenen Jahr aufgetretenen Sonderbelastungen wird die Aufsplittung dem Unternehmen, den Aktionaeren und den Kunden nuetzen. AT&T duerfte sich in den kommenden Monaten, aehnlich wie ITT, besser entwickeln als der US-Aktienindex.

* Arnd Wolpers ist Geschaeftsfuehrer der Vermoegensverwaltungsgesellschaft CMW GmbH in Muenchen. Die hier veroeffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir fuer vertrauenswuerdig halten. Trotz sorgfaeltiger Quellenauswahl und - auswertung koennen wir fuer Vollstaendigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit uebernehmen, als grobe Fahrlaessigkeit oder Vorsatz Haftung begruenden. Jede darueberhinausgehende Haftung wird ausgeschlossen. Fuer Angaben Dritter uebernehmen wir kein Obligo, Aktienanlagen sind durch staerkere kursschwankungen gekennzeichnet.