Sun, IBM und Netscape wollen eine virtuelle Maschine

Dreigestirn drängt auf einheitliches Java

05.09.1997

Sun und Netscape vereinbarten darüber hinaus, daß eine Java- bean-Version des "Navigator" mit dem Java Development Kit (JDK) ausgeliefert werden soll.

Das geplante Entwicklungszentrum soll mit Ingenieuren der drei Hersteller besetzt werden. Ihre Aufgabe wird es sein, Java für höhere Ausführungsgeschwindigkeit von Anwendungen zu verbessern und eine gemeinsame Ablaufumgebung für diverse Betriebssysteme zu entwickeln. Eine einheitliche virtuelle Maschine (VM) soll derzeit existierende Inkonsistenzen der Java-Plattform beseitigen und gewährleisten, daß sich Anwendungen auf allen Systemen gleich verhalten. Die konzertierte Aktion soll zudem verhindern, daß zwischen der Freigabe eines neuen JDK und dessen Berücksichtigung in Produkten zuviel Zeit verstreicht. Damit zieht das Dreigestirn Konsequenzen aus der zögerlichen Unterstützung für das JDK 1.1. Dieses war bereits Anfang des Jahres fertiggestellt worden, Netscape kam aber erst letzte Woche mit der Vorabversion einer damit kompatiblen VM auf den Markt.

Die gemeinsame Anstrengung soll schon im JDK 1.2 Früchte tragen und Herstellerangaben zu- folge Anfang 1998 fertiggestellt werden. Zum Umfang dieses Entwicklerpakets gehört eine Funktion, die den lokalen Computer nach einer passenden Variante der Java-VM durchsucht.

In einem weiteren Abkommen einigten sich Netscape und Sun über ein gemeinsames Vorgehen im Browser-Markt.

Netscape nimmt "Hot Java" in Lizenz und entwickelt auf dessen Basis eine Java-Variante des "Navigator". Diesen will Sun ab Anfang 1998 mit den eigenen Servern, Network-Computern und anderen Produkten ausliefern. Weitreichende Konsequenzen hat die Ankündigung, eine von Net- scape entwickelte HTML-Java- bean dem JDK beizupacken. Diese unter dem Codenamen "Gemini" entstehende Komponente versetzt Entwickler in die Lage, ihren eigenen Anwendungen mit wenigen Mausklicks Browser-Funktionalität zu verleihen. Beobachter sehen den Nutzen dieses Moduls besonders in der Einbindung bestehender Host- und Client-Server-Anwendungen in Intranets.

Sun ließ zudem auf der New Yorker Veranstaltung verlauten, daß sich Alcatel, Nortel und Samsung für die Entwicklung ihrer Web-Phones auf "Personal Java" festgelegt haben. Es handelt sich dabei um Telefongeräte, mit denen sich E-Mails verschicken und Web-Seiten abrufen lassen. Personal Java umfaßt nur eine Teilmenge der Java-Programmier-schnittstellen und ist insbesondere für Consumer-Geräte gedacht.

Der Workstation-Hersteller nutzte die Java-Konferenz schließlich noch für die Ankündigung eigener Produkte. Dazu gehören ein sogenannter "Webtop Server" und "Java Blend", ein Tool zur Anbindung von Java-Anwendungen an Datenbanken. Die Server-Software bietet ein LDAP-fähiges Verzeichnis, Datei- und Druckdienste sowie E-Mailing auf Basis von IMAP4.