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Dotcomtod: Staatsanwalt ermittelt gegen Plaudertaschen

20.12.2001
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen anonyme Personen, die auf der Website "Dotcomtod" Insiderinformationen aus dem Unternehmen Frogdesign preisgeben und damit das Betriebsgeheimnis verletzt haben. Auf Dotcomtod.de tauchen täglich brisante Informationen und Gerüchte über Firmen auf, die von den Machern der Seite veröffentlicht werden, ohne diese zuvor auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. "Für gewissenhafte Recherche fühlen wir uns nicht verantwortlich", so "Joman", Mitgründer und Sprecher des Projekts. Die Betreiber von "Dotcomtod" bezeichnen die Homepage selbst als Plattform "für exitorientierte Unternehmensmeldungen". Wer hinter den einzelnen Meldungen steht, bleibt unklar. Die Wahrung der Anonymität ist einer der Grundsätze der Site.

Jüngstes Opfer, das durch die auf der Homepage veröffentlichten Insiderinformationen geschädigt wurde, ist das Unternehmen Frogdesign. Die Firma war unter anderem an der Neugestaltung der grafischen Oberfläche des Betriebssystems Windows XP beteiligt. Bereits Anfang November, knapp drei Wochen, bevor die europäische Sparte des Unternehmens Insolvenzantrag stellte, wurde bei Dotcomtod.com über Frogdesign gemutmaßt: "Die Sümpfe trocknen aus." Die Firmenleitung ermahnte daraufhin die Mitarbeiter zu Verschwiegenheit. Trotzdem wurden danach fast täglich neue Interna preisgegeben. Unter anderem wurde auch ein warnender Brief des vorläufigen Insolvenzverwalters auf der Website veröffentlicht. Einem Bericht von "Spiegel Online" zufolge haben nun Frogdesign-Vertreter Strafanzeige erstattet. Diese richtet sich nicht gegen die Betreiber des Portals, sondern gegen die anonymen Plaudertaschen. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ermittelt.

Übrigens: Vermutlich als Reaktion auf den Bericht hat Provider Puretec Dotcomtod heute die Datenbank abgeklemmt. Das Angebot ist daher aktuell nur teilweise verfügbar.