DOS-Attraktivitaet soll gesteigert werden Trotz Windows-Boom: Die IBM sieht Chancen fuer ihr PC-DOS

15.10.1993

FRAMINGHAM (IDG) - Die Lizenznehmer von IBMs PC-DOS rekrutieren sich bislang in erster Linie aus den Anwendern hauseigener Hardware und aus einer Handvoll OEMs. Trotz Windows-Euphorie sehen die Verantwortlichen bei Big Blue aber einen Hoffnungsschimmer fuer die weitere Verbreitung des Desktop-Betriebssystems. Gruende dafuer sind die geplante Integration objektorientierter Features sowie die Annahme, dass Microsoft die Pflege von MS-DOS zugunsten Windows vernachlaessigen wird.Die IBM-Mitarbeiter der Personal Software Product Group (PSP) sind um ihre Aufgabe nicht zu beneiden: Geht es doch darum, die Hardwarehersteller in Sachen DOS von einem Abbruch ihrer langjaehrigen Partnerschaft mit Microsoft zu ueberzeugen, um statt dessen neue OEM-Vertraege mit IBM abzuschliessen. Die Zeit dafuer sei guenstig, glauben zumindest einige Betatester des gegen Jahresende auch in Deutschland erwarteten Updates PC-DOS 6.1. Denn mit Microsofts zunehmender Win- dows-Orientierung wachse auch die Chance von Big Blue, eine breitere DOS-Basis fuer sich zu gewinnen. Allerdings bleibt abzuwarten, ob dafuer kuenftig ueberhaupt noch Bedarf besteht. Beim Erzrivalen Microsoft geht man naemlich davon aus, dass derzeit etwa 70 Prozent aller in den USA ausgelieferten PCs mit Windows vorinstalliert werden. Rund 82 Prozent der Anwender, die sich fuer ein Update auf MS-DOS 6.0 entschieden haben, sollen auch Windows benutzen. Ebenfalls wenig ueberzeugend klingen die Argumente, mit denen die PSP-Group gegen das Konkurrenzprodukt des Gates- Unternehmens vorgeht: Waehrend die bei MS-DOS 6.0 angeprangerten Probleme, insbesondere mit dem Kompressions-Tool "Double Space", demnaechst in einer Art Bugfix 6.2 behoben sein sollen, muss sich die Stabilitaet von PC-DOS 6.1 erst noch erweisen. Wirkliche Vorteile gegenueber Microsoft kann sich IBM wahrscheinlich nur von der rechtzeitigen Integration ihrer aus OS/2 bekannten objektorientierten "Workplace Shell" in PC-DOS erhoffen. Einen Vorgeschmack auf die fuer das kommende Fruehjahr in PC-DOS 7.0 anvisierte Benutzer-Schnittstelle vermittelt das seit dem Sommer verfuegbare Oberflaechen-Tool "Sidebar 2.01". Geplant ist ein Design, das sich zwischen Macintosh-aehnlichen Elementen und dem DOS-Datei-Management bewegt. Allerdings draengt die Zeit, da mit der Verfuegbarkeit von "Chicago", der ebenfalls objektorientierten 32-Bit-Version von Windows, voraussichtlich Mitte 1994 gerechnet wird.