Doppelkern-Duell: AMD Turion 64 X2 gegen Intel Core Duo

30.08.2006
Von 
Thomas Rau ist stellvertretender Chefredakteur PC-WELT Print bei IT-Media. 

Die technischen Daten

Auf dem Papier ähneln sich der Doppelkerner von AMD und Intels Core Duo. Beide verfügen über zwei Rechenkerne und unterstützen maximal Arbeitsspeicher im Format DDR2-667 – bei passender Konfiguration auch im Zwei-Kanal-Modus.

Außerdem besitzen beide Notebook-Prozessoren eine Virtualisierungs-Technik, die den Einsatz mehrerer Betriebssysteme auf einem Rechner erleichtern soll: Bei AMD heißt sie I/O Virtualization Technology (Codename: „Pacifica“), Intel nennt sie Virtualization Technology (Codename „Vanderpool“).

Mit AMD Digital Media Xpress und Intel Digital Media Boost haben die Marketing-Abteilungen beider Hersteller auch ähnliche Namen für die verbesserte Multimedialeistung der Doppelkern-Prozessoren erfunden.

Selbst was das Stromsparen angeht, liegen der Turion 64 X2 und der Core Duo eng zusammen – zumindest auf dem Papier. Beide können durch Power Now (AMD) und Enhanced Speed Step (Intel) Taktrate und Spannung schrittweise an die Auslastung des Systems anpassen: Der Turion 64 X2 taktet dabei bis auf 800 MHz herunter, der Core Duo läuft minimal mit 1 GHz. Die maximale Verlustleistung (TDP) geben beide Hersteller mit 31 Watt an – beim Turion 64 X2 verbrauchen aber die beiden höhergetakteten Modellen maximal 33 beziehungsweise 35 Watt (siehe Tabelle).

Übersicht: AMD Turion 64 X2

Modell

Taktrate

L2-Cache

TDP

TL-50

1,6 GHz

2x 256 KB

31 Watt

TL-52

1,6 GHz

2x 512 KB

31 Watt

TL-56

1,8 GHz

2x 512 KB

33 Watt

TL-60

2,0 GHz

2x 512 KB

35 Watt

Meist arbeitet der Prozessor aber nicht mit vollem Dampf, sondern befindet sich in verschiedenen Ruhe- und Schlafzuständen. AMD gibt an, dass der Turion 64 X2 dabei weniger Strom verbraucht als der Core Duo: Mit 0,85 Watt soll er beispielsweise schon im Deeper-Sleep-Modus sparsamer sein der Core Duo im neuen Modus „Enhanced Deeper Sleep“ (1,8 Watt).

Zwei entscheidende Unterschiede gibt es allerdings zwischen den Doppelkern-Konkurrenten: Der Turion 64 X2 unterstützt wie alle aktuellen AMD-Prozessoren 64-Bit-Erweiterungen, der Core Duo kann das nicht.

Auch bei der Cache-Architektur gehen AMD und Intel unterschiedliche Wege: Beim Turion 64 X2 besitzt jeder Kern einen eigenen L2-Cache, der je nach Modell 256 oder 512 KB beträgt. Beim Core Duo nutzen beide Kerne einen gemeinsamen, deutlich größeren L2-Cache von 2 MB.

Welche Architektur besser ist, kommt auf die Anwendungen an, die der Prozessor gerade abarbeitet: Bei Programmen, die nur einen Core nutzen, gibt der gemeinsame, größere Cache des Core Duo mehr her, da sich ein Kern die 2 MB alleine unter den Nagel reißen kann, während sich beim Turion 64 X2 ein Kern mit maximal 512 KB bedienen kann.

AMD behauptet aber, den Nachteil des kleineren Prozessor-Cache durch einen schnelleren Zugriff auf den Arbeitsspeicher ausgleichen zu können: Beim Turion 64 X2 ist der Speichercontroller in der CPU integriert, während der Core Duo das RAM über den langsameren Front-Side-Bus kontaktiert.

Der Turion 64 X2 sitzt im neuen Sockel S1 mit 638 Pins: Der Prozessor ist laut Hersteller AMD deutlich kleiner als seine bisherigen Mobil-CPUs – daher soll er sich auch problemlos in kleinen und leichten Notebooks einsetzen lassen.

Anders als Intel mit Centrino(-Duo) bietet AMD den Notebook-Herstellern kein Paket aus Prozessor, Chipsatz und WLAN-Modul an – nach der Übernahme von ATI wird sich dies aber ändern.

Bei den Chipsätzen setzt AMD auf Partner wie ATI und Nvidia. Die WLAN-Module kommen von Airgo, Atheros, Broadcom oder Ralink. Übrigens soll der Turion 64 X2 auch schon mit WLAN-Modulen zusammenspielen, die den Entwurf des neuen Standards 802.11n unterstützen: Allerdings setzt noch kein Hersteller Draft-11n-Module ein, während sich im Centrino-Lager immerhin schon Dell daran wagt.