Donquichotterie

09.06.1989

Auf der Unix-Tagung der IDG-CSE in München machte CW-Chefredakteur Dieter Eckbauer noch einmal klar, was er von dem\Herstellerstreit um Unis hält. Auszug:

Im Rückblick auf nunmehr fünf Jahre Unix-Berichterstattung in der COMPUTERWOCHE erscheint vieles als Donquichotterie,\das bedeutet, man ist genau da angekommen, wo man nicht ankommen wollte. Der Eindruck trügt nämlich, daß die DV-Hersteller sich gegen Unix als Standardbetriebssystem sperren. Freiwillig sind sie andererseits nicht dafür: Die Not legt den Anbietern nahe, auf\Extratouren zu verzichten. Die Lösung des Branchenproblems Nummer eins, das Wachstumskrise heißt, kann

nicht das Festhalten an den alten proprietären Rechnerkonzepten sein. Hersteller-spezifische Systeme die den Anwender auf eine\bestimmte Software festlegen, haben eben keine Konjunktur. Den Computer-Herstellern bleibt folglich gar keine andere Wahl, als sich der Herausforderung durch offene Systeme zu stellen - zu Unix gibt es, zumindest im Workstationbereich, keine Alternative. Es ist denn auch gar nicht wichtig, wer hier -um auf den vor aller Augen geführten Schlagabtausch zwischen der Open\Software Foundation (OSF) und der AT&T-Gruppe Unix International anzuspielen - , wer hier also wem ein X für ein U vormacht. Wenn es um einen einheitlichen Unix-Standard geht, dann sind es, aus der Sicht des einzelnen Anbieters, immer die anderen, die\falsch spielen - erkannt, kapiert gegessen. Die OSF-lnszenierung wie die Unix-International-Aufführung gehen auf das Konto "Marketing". Tatsächlich sind die Unterschiede zwischen den existierenden Unix-Versionen minimal, es überwiegen die\Gemeinsamkeiten.