DNUG und IBM wieder versöhnt

21.11.2005
Anwender richten sich auf Koexistenz und Integration zwischen Domino und Websphere ein.

Der Streit zwischen Notes/ -Domino-Anwendern und IBM über die Zukunft der Collaboration-Produkte ist vorerst beendet. Das zeigte sich auch auf der Herbstkonferenz der "Deutschen Notes User Group" (DNUG) in Nürnberg, zu der rund 450 Teilnehmer kamen. Beide Seiten betonten, dass IBMs Java-basierende Workplace-Produkte und Domino sich gegenseitig ergänzen und integrieren lassen. So erklärte Bob Balaban, Executive Consultant in IBMs Business Transformation Team und häufiger DNUG-Gast: "Viele Domino-Entwickler befürchteten lange, dass IBM sich nicht mehr für sie interessiere, waren von Java eingeschüchtert. Heute besteht Konsens darüber, dass J2EE und Domino nicht konkurrieren, sondern komplementär zueinander sind." Zudem steht seit "Notes 7" und dem für Anfang 2007 angekündigten "Hannover"-Release ein Produktfahrplan, der dies unterstreicht.

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566136: Lotus 7;

558096: Hannover-Release.

Mit Blick auf die Infrastruktur künftiger Collaboration-Lösungen verwies Balaban zugleich auf einige Stärken und Schwächen der Produkte. So sei der Java-Applikations-Server "Websphere" vor allem in komplexen Umgebungen und Websites skalierbarer und performanter als der Domino-Server. Domino besitze hingegen "großartige" Funktionen für den Datenzugriff, sei leicht zu programmieren und für ein Directory-Messaging gut geeignet. Andererseits würden beispielsweise die "Web Agents" von Domino nicht im Hauptspeicher vorgehalten und müssten immer wieder neu geladen werden, was sich auf die Performance auswirke. Auch unterstützen sie kein Two-Phase-Commit, wenn mit diversen Datenbanken gearbeitet wird, und Domino sei bisher nicht transaktionsorientiert.

Viele Kombinationen möglich

Mit Websphere und Domino lassen sich heute "blended applications" aufbauen. So kann auf einer Maschine Websphere über ein DSAPI-Plugin mit dem HTTP-Server von Domino kommunizieren sowie per JNDI-Calls auf Domino als LDAP-Server zugreifen. Bei mehreren Servern sollten die Produkte hingegen separat installiert werden. Websphere würde dann typischerweise Apache als HTTP-Server nutzen. Dennoch können Daten aus und nach Domino auf viele Arten übermittelt werden, beispielsweise über Java-Corba-Klassen oder URL-Kommandos. Sinnvollerweise sollten beide Produkte einen gemeinsamen LDAP-Server nutzen, um ständige Synchronisationen zu vermeiden.

Beim Aufbau von Portalen wäre "Websphere Portal" hingegen die erste Wahl. "Mit Domino kann man ein schönes Portal bauen, aber es skaliert schlecht und verlangt viel Javascript", warnte Balaban. Mittlerweile bietet die Portalanwendung mit "Websphere Portal Extend" vorgefertigte Portlets, mit denen sich Domino-Anwendungen einbinden lassen. Hierzu gehören beispielsweise die Portlets "My Lotus Team Workspaces" (vormals Quickplace), "Web Conferencing" oder "Domino Web Access" für E-Mail. Zudem ließen sich mit dem Tool "Portlet Builder" weitere Portlets erstellen.

Für die meiste Verunsicherung unter den Notes-Anwendern hatten aber die Workplace-Produkte gesorgt. Workplace ist eine Java-Anwendung auf dem Portal und mit einer Reihe von Collaboration-Anwendungen versehen. Neben Basisfunktionen für E-Mail sind dies solche für Instant Messaging und Online-Meetings, Dokumenten- und Content-Management, Administration und Autentifizierung sowie das Tool "Activity Explorer", mit dem sich die Bausteine und Dokumenten aufgabenbezogen zusammenstellen lassen. Zugleicht gibt es den Rich Client "Workplace Managed Client" (WCM), der sich besser anpassen lasse als Notes. WMC biete nun ein "Notes 7 Plugin", über das ein Notes-Client als Symbol angezeigt wird und sich starten lässt. Eine engere Notes-Integration und weitere Funktionen verspricht zudem das Hannover-Release. Mit ihm kann der Domino-Zugriff über Browser oder einen vollwertigen Eclipse-basierenden Notes-Client mit einem portalähnlichen Interface erfolgen.