DMS-Zertifikate der SAP helfen Unternehmen kaum weiter

03.06.2008
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Sascha Alexander ist seit vielen Jahren als Redakteur, Fachautor, Pressesprecher und Experte für Content-Strategien im Markt für Business Intelligence, Big Data und Advanced Analytics tätig. Stationen waren unter anderem das Marktforschungs- und Beratungshaus BARC, die "Computerwoche" sowie das von ihm gegründete Portal und Magazin für Finanzvorstände CFOWORLD. Seine Themenschwerpunkte sind: Business Intelligence, Data Warehousing, Datenmanagement, Big Data, Advanced Analytics und BI Organisation.
Dienst am Kunden, Marketingveranstaltung oder Geldverschwendung - an der SAP-Zertifizierung für Archivanbieter scheiden sich die Geister. Schuld sind Testverfahren, die kaum Aussagekraft haben.

Zu einer Sensationsmeldung stilisierte kürzlich der DMS-Anbieter Easy Software seine SAP-Zertifizierung: Mit über 820 000 archivierten SAP-Dokumenten pro Stunde sei das eigene Produkt "Easy Enterprise X" weltweit Spitze, hieß es in einer Pressemeldung. Das Unternehmen hatte zuvor die Verfahren "ArchiveLink Certification", "Ready for Solution Manager Test" sowie die "ArchiveLink Load Test Certification" absolviert. Diese Zertifikation verlangt oder empfiehlt die SAP zum Nachweis einer guten Integration externer Archivlösungen in ihre ERP-Umgebung. Allerdings hatten die Walldorfer Ende 2007 ihre Regeln geändert und über 100 Anbietern ihre bisherige Zertifizierung aufgekündigt.

Technisch keine Änderungen

Zudem hatte sich zu diesem Zeitpunkt technisch an den SAP-Schnittstellen nichts geändert, was eine Neuzertifizierung gerechtfertigt hätte. So ist die ArchiveLink-Schnittstelle, die von SAP zur Archivierung von gescannten Eingangsdokumenten, erzeugten Ausgangsdokumenten und Drucklisten für verschiedene Speichersysteme geschaffen wurde, weiter in Version "ArchiveLink for Archiving Systems 6.20" im Gebrauch, bestätigt Jobst Eckardt, SAP-Experte bei Zöller & Partner. Ebenso sei der ergänzende ArchiveLink Load Test bereits seit 2003 eine Option für DMS-Anbieter. Es handelt sich dabei um einen speziellen Lasttest für die Speicherung ausgehender SAP-Dokumente, Drucklisten und Archivobjekte sowie deren spätere Anzeige.

SAP bestätigt den erfolgreichen Test mit einem Zertifikat, das die Anzahl archivierter ausgehender Dokumente pro Stunde und die CPU-Belastung der verwendeten Server-Hardware nennt. Die Detailergebnisse wie beispielsweise der verwendete Prozessortyp, Hauptspeicher, Zeitangaben zu Drucklisten und Archivobjekten werden nur als Hinweis im OSS (Online Support System) der SAP veröffentlicht. Bisher haben sich nur wenige DMS-Anbieter dem Lasttest unterzogen. Zu ihnen gehört nun Easy Software, das mit seinen Sensationszahlen Wettbewerber wie den bisherigen Spitzenreiter SER herausfordern will.

Was wird getestet?

Die Zertifizierung der Schnittstelle mit der Bezeichnung "ArchiveLink for Archiving Systems 6.20" (BC-AL 6.20) hat sich auch nach der Einführung von Tests im Dreijahresrhythmus nicht geändert. Folgende Funktionsbereiche werden geprüft:

http-Content-Server;

SAP-Content-Server-Cache;

OLE-Frontend-Kommunikation;

Barcode-BAPI-Funktionen;

Solution-Manager Ready-Funktionen.

Ferner existiert mit dem "ArchiveLink Load Test" seit 2003 eine Option für einen zusätzlichen Lasttest. Mit ihm können DMS-Anbieter die Speicherung ausgehender Dokumente, Drucklisten und Archivobjekte sowie deren spätere Anzeige messen. Dabei haben sie weitgehend freie Hand bei der für die Teststellung genutzten Hardware. Im Gegenzug stellt SAP ein Zertifikat über die Zahl der archivierten ausgehenden Dokumente pro Stunde und der CPU-Belastung der verwendeten Server-Hardware aus.