CW-Übersicht der Systeme für grafische Datenverarbeitung

Displays, Plotter, Elektrostaten und Gänseblümchen

07.11.1975

MÜNCHEN - "Die grafische Datenverarbeitung wird von den großen EDV-Herstellern noch stiefmütterlich behandelt", war die fast resignierende Feststellung des Benson-Geschäftsführers Manfred Schreiber auf einer Pressekonferenz Plotter-Herstellers anläßlich der Systems '75 in München. Wie Schreiber weiter ausführte, sind heute lediglich zwei bis drei, Prozent aller potentiellen Anwender mit Plottern ausgerüstet, so daß man von einer 500prozentigen Aufnahmefähigkeit des Marktes sprechen könne. Kein Wunder, daß sich auf diesem Sektor eine Vielzahl von Firmen mit den unterschiedlichsten Geräten tummeln, die von konventionellen Inkremental-Plottern (Zeichnen in Schritten) über interpolierende automatische Zeichenmaschinen, elektrostatische Printer/Plotter, interaktive grafische Displays, intelligente Terminals mit Plott-Modus bis hin zum Computer Output on Microfilm (COM)-System reichen.

Völlig neue Perspektiven

Für das bessere Verständnis der Zusammenhänge ist eine Begriffsdefinition erforderlich: Grafische Ausgabesysteme sind nach herrschendem Sprachgebrauch Peripherieeinheiten von Datenverarbeitungsanlagen - deren Größe spielt hierbei eine untergeordnete Rolle -, die in Ergänzung oder als Ersatz zur Drucker-Ausgabe Grafiken erstellen. Die Vorteile des Einsatzes solcher grafischer Systeme eröffnen völlig neue Perspektiven:

- Bisher rein numerisch aufgebaute Statistiken, Berichte und Informationen aus der EDV können als Linien, Kurven,Segmente, Blocks und Histogramme in praktisch beliebiger Form visualisiert werden,

-die darzustellenden Informationen lassen sich verhältnisgerecht projizieren,

-eine Verdichtung kann in allen denkbaren Stufungen geschehen,

-durch die Projektion von Vergleichswerten wird die Aussagekraft verstärkt.

Trend zum Mikrofilm

Die Systems '77 spiegelte die Entwicklung auf diesem Sektor recht gut wieder, nahezu die gesamte Palette grafischer Systeme wurde gezeigt.

Am Benson-Stand dominierten die klassischen elektromechanischen Pen-Plotter. Ausgestellt, wurden, Trommel- und Tischzeichenmaschinen der Modelle 112, 122 und 132 mit einem sogenannten Interpolator, der eine gleichmäßig Bewegung der Tuschefeder bewirkt - wodurch die Zeichenqualität verbessert wird.

Zeichenmaschinen für "General Use" zeigte auch die Firma Calcomp GmbH: Der neu entwickelte Hochleistungsplotter 960, der durch sein System-Design die "Vorteile der Trommel- und Tischbauweise in sich vereinigt" (Werbetext), wurde in München zum erstenmal gezeigt. Der Kaufpreis der stets umlagerten Neulings beträgt 87 000 Mark. Bei diesem Gerät mit einer Zeichengeschwindigkeit von 1 Meter pro Sekunde ist die Leistungsgrenze der elektromechanischen Plotter erreicht.

Höhere Geschwindigkeiten lassen sich laut Aussage eines Calcomp-Managers nicht erzielten, wenn mit Tusche auf Papier, Folie oder einen anderen Träger gezeichnet wird. Der Trend werde deshalb vom Plotter hin zu Mikrofilm gehen.

Alles für 30 500 Mark

Einen neuen intelligenten Flachbettplotter für Formate von DIN A2 bis DIN A0 gab es am Stand der DCP Digital Computer Peripherie, Frankfurt, zu sehen: Der Glaser-Plotter DP 1500 verfügt über einen Mikroprozessor und kann damit sowohl offline als auch im Timesharing betrieben werden. Kaufpreis der DIN-A2-Version: 30 000 Mark.

Höhere Leistung als elektromechanische Geräte bringen die elektrostatischen Printer/Plotter, von denen es in München einige Systeme zu besichtigen gab. Hier ist die Geschwindigkeit nicht von der Komplexität der Zeichnung abhängig, denn schwarze Flächen werden genauso schnell gezeichnet wie ein Strich. Darunter leidet allerdings die Zeichengenauigkeit und -schärfe, so daß die Einsatzmöglichkeiten dieser Anlagen begrenzt sind. Als Vertreter dieses Typs sind drei Systeme zu nennen: Der Printer/ Plotter Statos 4215 von Varian- ebenfalls neu in der BRD. Elektrostatische Zeichengeräte haben auch, die Firmen Versatec, in Deutschland vertreten von der Firma Barton Automation, München, sowie der US-Hersteller- Gould (Modelle 4800, 5000 und 5100) im Programm. Alle drei genannten Systeme sind etwa ab 20 000 Mark zu haben. Nachteil der Elektrostaten: Es ist bisher kaum Anwendungs-Software vorhanden.

Komfortable Großsysteme

Stellvertretend für die kompletten rechnergesteuerten Zeichenanlagen waren auf der Systems '75 die Produkte der Firmen EAI und Ferranti, die aus einer Kombination von Editier-(Bildschirm), Digitalisier -, Zeichengerät und Rechner bestehen.

Erwähnenswert sind schließlich noch druckende Terminals, die über die Möglichkeiten der grafischen Darstellung verfügen. Hier sind gleich fünf auf der Systems '75 ausgestellte Systeme zu nennen, die den gleichen Gänseblümchen-Typenraddrucker (System-Diablo) verwenden: Das Alphadelta-Daten-Kommunikationssystem 500 der Firma Alphadelta Universal Computersystem GmbH, Hamburg, das Dialog-Terminal Altec ES 5000, das "flüsternde Terminal" MS Type Diablo 1550, in Deutschland vortrieben von Geveke, das Daten-Communications-Terminal Graphtyper DTC 300 von Barton Automation, München, und der von Facit, Düsseldorf, vertriebene QUME-Drucker mit bis zu 55 Zeichen/Sek. Anschlägen. Bei allen Modellen ist jedes Druckzeichen auch zum Plotten, verwendbar, und zwar durch gleichzeitiges Drehen der Druckwalze, so daß auch die Möglichkeit besteht, grafische Darstellungen schnell in einen Text zu integrieren. Mag man eins heute noch als eine Spielerei ansehen, so wäre doch wohl mancher leistungsgeplagte Manager glücklich, wenn man das in DV-Kreisen ernster nähme.