Diskussion um das 3480-System geht munter weiter:Big Blue läßt die Entsorgungsfrage offen

18.07.1986

In der IBM-Verlautbarung heißt es, die Behauptung, daß die Cartridges die Umwelt vergifteten, sei falsch. Dafür sorge die Einkapselung der Magnetpartikel in einem ungiftigen polymischen Trägersystem. Im Normalfall sei der Kontakt mit Nässe und Sauerstoff "unwahrscheinlich" und deswegen der Zerfall der vierwertigen Chrompartikel in sechswertige (giftige) Bestandteile "auszuschließen". Wie Tests ergeben hätten, erfülle das Material die Anforderungen der US-Umweltbehörde EPA.

IBM-Pressesprecher Paulus Burkert schreibt weiter: "Die zweite unbegründete Behauptung befaßt sich mit der Lebensdauer der gespeicherten Daten. . . Während der Entwicklung hat IBM sorgfältig das geeignete Material. . . für die Beschichtung ausgewählt, um die Erfordernisse für das magnetische Signal und die Nutzungskriterien des Laufwerkes zu erfüllen. Tests ... zeigen eindeutig eine Langzeitstabilität des aufgezeichneten Signals an." Abschließend verweist der Hersteller auf die fünfjährige Gewährleistungsfrist für den Datenträger und vertritt die Ansicht, daß das Material für die Datenarchivierung geeignet sei und gefahrlos genutzt werden könne. Auf eventuelle Probleme bei der Entsorgung der Kassetten - einer der Vorwürfe gegen das System - geht IBM nicht ein.

In die gleiche Kerbe hieb das auf dem deutschen Markt bisher wenig in Erscheinung getretene US-Unternehmen Wabash Datatech, ein weiterer Zweithersteller von Chromdioxidkassetten, in einem Schreiben an die COMPUTERWOCHE. Den Ausführungen des Wabash-Chefchemikers zufolge sind die Behauptungen Manlys "unbegründet und aufrührerisch".

Unterdessen trat die Diskussion in eine neue Runde: Der Brancheninformationsdienst "Magnetic Media Information Services" (MMIS) kritisiert am 3480-System seine geringe Fähigkeit zu einer weiteren Steigerung der Datendichte, wie sie die technische Entwicklung in Zukunft erwarten lasse. Das Blatt propagiert ein doppelseitig bespielbares Bandsystem. Dafür seien Chromdioxid-Datenträger wegen der unvermeidlichen Kopiereffekte ungeeignet. Statt dessen biete sich hier Bandmaterial auf Eisen-Kobalt-Basis an.