Integration von Telemation abgeschlossen

Dimension Data will neue Akzente im IT-Servicemarkt setzen

24.11.2000
MÜNCHEN (CW) - Ehrgeizige Ziele hat sich die südafrikanische Dimension-Data-Gruppe gesetzt. Das bisher vor allem auf klassische Netzprodukte und -Dienstleistungen spezialisierte Unternehmen, das in Deutschland durch die Übernahme des einschlägigen Systemintegrators Telemation bekannt geworden ist, will mit einem Bündel so genannter Enterprise-Management-Services ein globales Support-Angebot für E-Commerce-Infrastrukturen bereitstellen und damit auch im weltweiten E-Business-Geschäft ein gewichtiges Wort mitreden.

Ralph-Peter Quetz, Vorstand von Dimension Data Germany (vormals Telemation), spart im Gespräch mit der CW nicht mit großen Worten: "Die Zeit ist reif für einen neuen Global Player bei Infrastruktur-Services für die New Economy." Seine Company sieht er dabei zum Teil im Wettbewerb mit klasssischen Telco-Ausrüstern wie Alcatel und Nortel, die zugleich auch Partnerfirmen von Dimension Data sind. Vor allem aber richtet Quetz seinen Blick auf Anbieter wie IBM, Siemens und Deutsche Telekom, mit denen er sich künftig messen will. Auch im Networking-Business gelte, so der deutsche Dimension-Data-Statthalter, mehr denn je: Wer große, überregional tätige Kunden bedienen wolle, müsse sich "entsprechend global aufstellen". Der Konzern, den Quetz hierzulande repräsentiert, gilt gewissermaßen als "grauer Riese" im weltweiten Netzwerkmarkt. Richtig bekannt wurde Dimension Data in Deutschland erst Ende vergangenen Jahres durch die Übernahme des Systemintegrators Telemation AG, Oberursel, aus der "Erbmasse" der ebenfalls in Südafrika ansässigen Persetel-Gruppe respektive Comparex Holding. Doch hinter Dimension Data steckt inzwischen ein gerüttelt Maß an Marktmacht. Der im März dieses Jahres rechtlich abgeschlossene Deal mit Telemation war nur der Anfang einer Akquisitionswelle in Europa, in deren Zuge weitere Zukäufe von Systemhäusern und kleineren Dienstleistern beispielsweise in England oder der Schweiz (Chernikeeff Networks, Netpartner AG) erfolgten. In den USA schluckten die Südafrikaner, die sich in den vergangenen 13 Monaten an insgesamt 18 Unternehmen beteiligt beziehungsweise diese komplett übernommen haben, mit Firmen wie Timebridge Technologies zum Teil auch bekannte Namen der dortigen Netzausrüsterszene. Weltweit ist die an der Johannesburger sowie seit kurzem auch an der Londoner Börse gelistete Dimension-Data-Gruppe derzeit mit rund 10000 Mitarbeitern in über 30 Ländern vertreten; mit knapp 1,6 Milliarden Dollar Umsatz im Geschäftsjahr 2000 (Ende: 30. September) dürfen sich die Südafrikaner zudem als einer der weltweit größten herstellerunabhängigen Netzwerkdienstleister bezeichnen.

Wobei das mit der Herstellerunabhängigkeit so eine Sache ist. Deutschlandchef Quetz macht jedenfalls keinen Hehl daraus, dass seine Company - zumindest im Moment noch - vorwiegend mit einem Pfund wuchert: Man ist seit Jahren so genannter Gold Partner und zertifizierter Trainingspartner von Netzwerkprimus Cisco Systems. Ein Standing, dass sowohl für die "alte" Telemation als auch für den Dimension-Data-Konzern insgesamt gilt. Mit mehr als 700 Millionen Dollar "Channel-Umsatz" war man im zurückliegenden Geschäftsjahr weltweit größter Wiederverkäufer von Cisco-Produkten, erläutert Quetz. Der frühere Telemation-Vorstand, der 1997 von Alcatel zum hessischen Systemintegrator gekommen war, legt jedoch im gleichen Atemzug Wert auf die Feststellung, dass sein Unternehmen längst auch mit anderen renommierten Herstellern Partnerschaften pflegt - auch wenn man an Cisco derzeit im "Enterprise-Geschäft nolens, volens nicht vorbeikommt." So vertreibt und implementiert Dimension Data heute unter anderem Lösungen von Nortel Networks, Marconi (Fore Systems), RSA Security, Watchguard und Checkpoint.

Rechenzentrum für Online-System-ManagementGrundsätzlich adressiere man, so Quetz, wie bisher Kunden aus den Bereichen Industrie, Banken und Versicherungen, Internet-Service-Provider und Carrier sowie öffentliche Einrichtungen mit dem bestehenden Produktportfolio aus WAN-/LAN-Lösungen, Corporate Networks, Citynetze sowie Internet/Intranet-Komponenten. Großes Augenmerk wolle Dimension Data in Zukunft jedoch vor allem auf den Aufbau, das Management beziehungsweise die Sicherheit von IP-basierten Netzen legen.

Mit Lösungen wie Web-Switching, Web-Caching, Unified IP-Messaging sowie spezifischen Managed Services, etwa im Security-Bereich, sollen hier nach Unternehmensdarstellung "E-Commerce-Infrastrukturen für zuverlässige und kalkulierbare Business-Services" angeboten werden. Hinzu kommen klassische Dienstleistungen eines Systemintegrators wie Analyse/Planung/Consulting, Installation sowie Training und Zertifizierung. Eine gewissen Aha-Effekt im Markt verspricht man sich bei Dimension Data Germany in diesem Zusammenhang auch von einem in Oberursel demnächst in Betrieb gehenden Rechenzentrum für das so genannte Online-System-Management. Diesen Dienst bietet Dimension Data in anderen Ländern bereits an. Er ermöglicht es Kunden, sich mit Hilfe gängiger Netz-Management-Suites aber auch eigener Tools der Südafrikaner aus einer Art Matrix unterschiedliche Serviceleistungen von der Verwaltung lokaler Netze über WAN-Verbindungen bis hin zu Remote-Acess- und Sicherheitsfunktionen zusammenzustellen (siehe auch "Dimension Data startet Dienste für das Online-System-Management" in CW 43/00, Seite 58).

Speziell mit Angeboten für besagte Managed Services, mit denen man generell den IT-Servicemarkt "ein bißchen revolutionieren" möchte, sieht Quetz im Moment fast ein Alleinstellungsmerkmal seines Unternehmens, das - wie eingangs erwähnt - nicht nur in Deutschland den Vergleich mit Marktgrößen wie IBM, Siemens oder Deutsche Telekom sucht. "Jeder dieser Anbieter hat Schwächen", lässt der Dimension-Data-Manager dabei durchaus Selbsbewusstsein erkennen. Mit aktuell rund 350 Mitarbeitern und einem Umsatz von zuletzt über 400 Millionen Mark dürfte der deutsche Ableger am künftigen Erfolg oder Misserfolg des Konzerns nicht unwesentlich beteiligt sein.