Zeitungsverlage setzen auf digitale Angebote

Digitalisierung: E-Paper vs. Zeitung

27.01.2016
Die Zeitung bleibt. Daneben nimmt das Angebot an digitalen Alternativen 2016 weiter zu. Die Zeitungsverleger in Deutschland rechnen im Digitalgeschäft mit deutlichem Wachstum.

Im deutschen Zeitungsmarkt ist viel in Bewegung. Die Verlage setzen 2016 auf Wachstum im Digitalgeschäft, wozu auch ihre nicht journalistischen Angeboten im Internet gehören. Wichtiges Ziel: mehr Reichweite durch neue digitale Produkte. Außerdem wollen die Verlage digitale Plattformen wie Facebook oder Blendle noch mehr nutzen. Vieles davon soll in diesem Jahr angegangen werden. Das sind zentrale Ergebnisse der Studie "Trends der Zeitungsbranche 2016", die der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) mit der Hamburger Unternehmensberatung Schickler am Dienstag in Berlin vorgestellt hat.

Der deutsche Zeitungsmarkt wird zunehmend digitaler. Das klassische Print-Produkt stirbt trotzdem nicht aus.
Der deutsche Zeitungsmarkt wird zunehmend digitaler. Das klassische Print-Produkt stirbt trotzdem nicht aus.
Foto: Oleksiy Mark - shutterstock.com

E-Paper: Verlage erwarten Wachstum

Danach erwarten die Zeitungsverlage bei der E-Paper-Auflage ein Plus von 11,6 Prozent und bei den Umsätzen mit Werbung im Digitalbereich von 8,3 Prozent. Fazit: "Digital ist weiter auf dem Vormarsch und wächst kräftig." Alexander Kahlmann von der Schickler Unternehmensberatung geht davon aus, dass das auch in den kommenden Jahren so bleiben wird. Im Printbereich rechnen die Verlage 2016 mit einem Minus bei der Auflage von 2,7 Prozent und beim Umsatz mit Werbung von 1,6 Prozent. Was heißt das am Ende des Jahres unterm Strich? "Ob der Punkt nahe ist, dass die Umsatzrückgänge im Printbereich im digitalen aufgefangen werden, ist die spannende Frage", sagte BDZV-Präsident Helmut Heinen. Noch lässt sie sich nicht beantworten. Aber Heinen ist optimistisch, was den Trend angeht. Für 2015 liegen die Branchendaten noch nicht vor, 2014 lag der Gesamtumsatz nach BDZV-Angaben bei rund 7,76 Milliarden Euro, wobei in der Statistik bisher nicht zwischen Print und Digital getrennt wird.

Zeitungs-Verlage: Digitale Angebote rücken in den Vordergrund

Für die verlegerischen Aktivitäten bleibt das Kerngeschäft, nämlich guter Journalismus, nach Heinens Einschätzung zentral. Die Zeitungsverlage stellten sich 2016 aber noch breiter auf als bisher. Einerseits wollen fast zwei Drittel (59 Prozent) der Befragten Plattformen wie den digitalen Kiosk Blendle oder Facebooks Projekt Instant Articles nutzen, bei dem Berichte direkt in dem sozialen Netzwerk veröffentlicht werden. Andererseits entwickeln viele Verlage Produkte für ganz bestimmte Zielgruppen: 70 Prozent wollen auf neue Angebote für jugendliche Leser setzen, insbesondere für die sogenannten Millennials. Gemeint ist die Gruppe der heute 15- bis 25-Jährigen, die bereits mit digitalen Medien groß geworden sind. Entsprechend stehen bei den aktuellen Vorhaben digitale Formate im Vordergrund.

Als Wachstumsmarkt sehen die Zeitungsverleger außerdem den E-Commerce: Für 2016 sei das ein zentrales Stichwort, sagte Heinen. 60 Prozent der Verlage messen ihm strategische Bedeutung bei, 57 Prozent wollen ihre Aktivitäten mit Geschäften via Internet grundsätzlich ausbauen. Für Alexander Kahlmann überraschend: Die große Mehrzahl von ihnen will damit schon 2016 starten. 63 Prozent der kleineren Verlage gaben das an und 86 Prozent der größeren.

Digital-Journalismus: Paid Content vs. Gratisangebote

Das Spektrum dieser Aktivitäten ist bereits jetzt breitgefächert: Online-Seminare gehören genau wie E-Learning-Plattformen dazu, außerdem Job-Portale, Internet-Shops zum Beispiel für Geschenkartikel und Online-Lieferdienste. Beim digitalen Bezahljournalismus bremsen allerdings manche Faktoren die Entwicklung: Es gebe in Deutschland eine vergleichsweise geringe Bereitschaft, für solche Angebote zu bezahlen, und gleichzeitig sehr hohe Erwartungen der Nutzer, sagte Thilo Büsching, Professor für Medienmanagement an der Hochschule Würzburg, der dpa. "Ein großes Hindernis ist, dass ich immer noch an vielen Stellen umsonst bekomme, wofür ich anderswo bezahlen soll." Werbefinanzierte Gratisangebote seien für fast alle Bezahl-Modelle eine Konkurrenz. (dpa/fm)