Gartner ITxpo

Digitalisierung des Business - CIOs am Scheideweg

11.11.2013
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Drei Dinge, die der CIO tun kann

Aber was kann der CIO dazu tun? Ein paar Antworten auf diese Frage gab Hung LeHong, Vice President und Gartner Fellow. Der CIO sollte sich ernsthaft mit den Zukunftsthemen "Internet of everything", 3D-Druck und Automatisierte Entscheidungen auseinandersetzen. Diese drei Themen sind aus Gartner-Sicht wohl die Nachfolger des im vergangenen Jahr propagierten "Nexus of Forces" (Mobile, Social, Cloud und Big Data). Konkret sollte der CIO folgende Schritte unternehmen

  1. Business-Prozesse digitalisieren, also Produkte daraufhin untersuchen, wie sie sich mit Hilfe der Technik verändern beziehungsweise in Services umwandeln lassen;

  2. Dabei helfen, Business-Modelle zu ändern (Beispiele sind hier Autoversicherung nach gemessenen Fahrtkilometern, quasi "pay as you drive", oder der 3D-Druck von Ersatzteilen dort, wo es im Prozess am sinnvollsten ist);

  3. "Business-Momente" entdecken und nutzen, sprich: die kurzen Zyklen ausnutzen, Kickstarters unterstützen, Crowd-Funding und Crowd-Sourcing nutzen, spontane Aktionen des Business flexibel abbilden.

Technik nicht länger der Business-Sklave

"Früher war die Technik ein Bürger zweiter Klasse, quasi der Sklave des Business", ergänzte Nick Jones, Vice President und Distinguished Analyst bei Gartner. "Diese Auffassung ändert sich gerade." Wer wirklich gut im Business sein will, muss heute auch wirklich gut in Technik sein.

IT-Governance reloaded

Digitalization verträgt weniger Governance als traditionelle IT. Hier muss man auch mal Fünfe gerade sein lassen, sagt Dave Aron. Seine Auffassung von einer modernen IT-Governance hat drei Dimensionen

  1. Outside in: Wie lassen sich die eigenen Produkte und Prozesse "digitalisieren"?

  2. Inside out: Wohin sollte sich das Unternehmen mit seinen Produkten/Services entwickeln?

  3. Digitale Integration: Wo sind Überschneidungen und Unverträglichkeiten. Und welche davon gilt es aufzuheben?

Der 3D-Druck werde sowohl das Design als auch die Produktion umkrempeln, prognostierte Jones. Es werde möglich, kleine Serien "on demand" zu erzeugen, Schuhe wirklich passgenau, nämlich individuell zu produzieren, ganze Häuser aus einem Guss zu fertigen etc.

Nur jeder zweite CIO fühlt sich bereit

Und wie fühlen sich die CIOs angesichts dieser Perspektiven? Machen von ihnen ist etwas mulmig zumute. Nur jeder zweite glaube, er sei für die Digitalisierung des Business vorbereitet, berichtet Vice-President und Gartner Fellow Dave Aron. Das sei umso erstaunlicher, als 90 Prozent die Ansicht äußerten, sie hätten ihre IT voll im Griff. Doch wie aus Produkten Services werden und wie man den Kunden tiefer verstehen könne, sei ihnen häufig noch schleierhaft. Klar sei ihnen hingegen, dass diese Dinge wichtig sind. "Digital ist keine Option, es ist die neue Realität", stellte Aron klar: "Das ist tief verbunden mit allem was wir im Job und privat tun".

Foto: Gartner Pictures

"Seien Sie derjenige, der die digitale Geschichte erzählt", ermunterte Aron die rund 2000 anwesenden CIOs. Allerdings verhehlte er nicht, dass der CIO neben seinen neuen Aufgaben auch noch die alten erledigen müsse. "Dazu brauchen wir dann eine IT-Führung mit zwei verschiedenen Tempi: eine schnell drehende für die Digitalization und eine gründlichere für die traditionellen IT-Themen.“
Ein Lösung für alle gibt es allerdings nicht, betonte Aron: "IT-Leadership ist niemals Geschmacksrichtung Vanille." So wenig, wie sich CIOs auf bewährte Technik und langfristige Lieferanten verlassen könnten, so seien sie in der Lage, dem Beispiel anderer zu folgen. Sie müssten ihren eigenen, zum Unternehmen passenden Weg gehen. (hv)