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Protagonist lässt sich auf Google Maps mitverfolgen

Digitales Literaturprojekt erzählt mit Web-2.0-Effekten

20.03.2008
Von pte pte
Mit "We Tell Stories" haben Penguin Books und Six to Start am Dienstag ein digitales Literaturprojekt gestartet, das die Möglichkeiten des Internets ausschöpft.

"Es ist eine neue Art, Geschichten zu erzählen", sagt Adrian Hon, Six to Start Chief Creative Officer, im pressetext-Gespräch. Das Web 2.0 eröffnet dabei neue Erzählmethoden für eine Art "Geschichten erzählen 2.0", die neue Leser ansprechen könnten. Schon die erste Geschichte nutzt ein Google-Maps-Mashup, in weiterer Folge soll eine Geschichte live geschrieben werden.

In der interaktiven Geschichte "The 21 Steps" von Charles Cumming wird der Weg der Hauptfigur auf einer Karte verfolgt. "Wir verwenden aktuelle Daten von Google Maps", erklärt Hon. Vor dem Hintergrund der Google-Maps-Daten zeichnet die Projekt-Anwendung den Pfad des Protagonisten durch Großbritannien und die Welt. Leser können der Erzählung nicht nur im Text, sondern auch im Maps-Mashup folgen. Fünf weitere Episoden sowie eine übergeordnete Geschichte werden ebenfalls Web-2.0-Möglichkeiten nutzen. "Eine der Geschichten wird einen Anteil an Live-Performance enthalten", verrät Hon. Leser, die sich zu geeigneter Zeit auf der Webseite der Geschichte einfinden, sollen der Entstehung des Textes Wort für Wort folgen können.

"Penguin war schon immer sehr interessiert an neuen Arten, Geschichten zu erzählen", meint Hon und verweist auf das letztjährige Projekt wikinovel. Doch We Tell Stories nutzt moderne Möglichkeiten noch intensiver. Vor 20 und selbst vor zwei Jahren seien die Erzählungen in dieser Form gar nicht möglich gewesen, heißt es von Penguin. "Webbrowser sind jetzt entwickelt genug, um Wege zu animieren", erklärt dazu Hon am Beispiel des Google-Maps-Mashups. Auch würden erst Breitband-Verbindungen wirklich ausreichende Geschwindigkeiten für das bildintensive Projekt bieten. Vor fünf Jahren sei ein vergleichbares Projekt allenfalls mit Flash, deutlich teurer und langsamer zu verwirklichen gewesen, meint Hon.

"Wenn es wirklich Interesse gibt, wollen wir mehr Geschichten wie diese machen", betont Hon. Die Chancen dafür schätzt er gut ein. Es sei dabei nicht Ziel, mit normalen Büchern zu konkurrieren. Die neue Art, Geschichten zu erzählen, könnte aber junge Zielgruppen ansprechen, die kaum zu klassischen Büchern greifen, hofft Hon. Weitere Erzählungen, gerade in Verbindung mit Google Maps, wären auch einfach zu verwirklichen. Six to Start habe dafür ein funktionierendes System und könne leicht Projekte auch in anderen Sprachen umsetzen. Tatsächlich habe bereits ein französischer Verlag Interesse an derartigen Web-2.0-Erzählungen bekundet, so Hon.

We Tell Stories selbst wird sechs reguläre Episoden sowie eine übergeordnete Geschichte umfassen. Sie alle basieren auf klassischen Werken der englischen Literatur. Die erste Episode etwa ist dem Roman "Die neununddreißig Stufen" des Schotten John Buchan nachempfunden, die übergeordnete Geschichte wird sich laut Penguin um ein Mädchen namens Alice drehen. (pte)