3d-Coform

Digitales Depot soll 'Weltkultur in 3D' bieten

29.01.2010
Was Google mit seinem Projekt "Google Books" für Literatur begonnen hat, wollen europäische Forscher künftig auch in der Welt der Kunst und Archäologie möglich machen.

Die Computer-Plattform "3D-COFORM" soll die technische Basis bieten, um die wichtigsten Schätze aus mehreren Jahrtausenden menschlicher Kulturentwicklung in einem riesigen digitalen Archiv zu vereinen - um sie so den Nachkommen zu erhalten. Auf deutscher Seite betreuen vor allem die Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung (IGD) in Darmstadt und Rostock das Mammutvorhaben. Ihr Ziel: In wenigen Jahren sollen tausende Statuen, Tempelfragmente und Kunstgegenstände nicht nur im Museum oder Depot, sondern auch am PC-Monitor zu erleben sein.

"Wenn genügend Partner dazukommen, könnten am Ende sogar Millionen Exponate in unsere Datenbank gelangen", erklärt André Stork. Der Abteilungschef für industrielle Anwendungen am Fraunhofer IGD hatte schon Ende 2008 mit seinem Team angefangen, an der nötigen Software-Infrastruktur zu feilen. Im vorigen November zauberten die Experten dann ihr erstes virtuelles Ensemble auf den Bildschirm. Star der 3D- Kunstschau: eine originalgetreue Replik von Michelangelos "David"-Plastik. "Wir wollen uns demnächst auch mit der Sphinx in Ägypten oder den Bauten im Forum Romanum beschäftigen", kündigt Stork an.

Die Computerwissenschaftler und Software-Ingenieure wollen mit dem Verfahren ihren Kollegen aus der Kunstgeschichte und Archäologie unter die Arme greifen. Denn sobald die Datenbasis erst groß genug sei, könne "3D-COFORM" die Suche nach Vergleichsobjekten, die in staubigen oder entlegenen Archiven lagern, erheblich erleichtern. Kuratoren und Restauratoren hätten es mit der rechnergestützten Variante ebenfalls einfacher: Die Dokumentation der Werke durch exakte Kopien sei schonender, Originale würden nicht strapaziert.

Bevor die Klone von "David" & Co. lebensecht um ihre eigene Achse rotieren können, müssen die Technikspezialisten allerdings eine Menge digitale Puzzlearbeit leisten. "Beim fotobasierten Verfahren verdichten wir schrittweise viele Bilder des Objekts, die in der Summe auf seine räumliche Geometrie schließen lassen", erläutert Sebastian Peña Serna, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer IGD. Alternativ kann ein Laser-Scanner Lichtpunkte auf Büsten, Säulen, Speere oder Vasen schießen. "Die Punktwolken ergeben durch Überlagerung dann Dreiecksnetze und schließlich den gesamten Gegenstand." Die Algorithmen der zugehörigen Software sollen einmal so genau werden, dass sich auch Risse oder Falten abbilden lassen.