400 Millionen Dollar weniger Forschungsausgaben

Digital steht womöglich vor einer weiteren Reorganisation

28.02.1992

MÜNCHEN (CW/IDG) - Nach dem unerwartet hohen Verlust im zweiten Quartal 1991/92 wird jetzt bei der Digital Equipment Corp. rationalisiert: So sollen etwa 400 Millionen Dollar beziehungsweise ein Fünftel bis ein Viertel des FuE-Budgets nach Vorstellungen von Präsident Ken Olsen eingespart werden. Außerdem ist eine Straffung der Organisation vorgesehen. Das melden US-Zeitungen mit Bezug auf DEC-Mitarbeiter.

Aus einer durchgesickerten Digital-Notiz geht nicht hervor, ob der Spareffekt allein im Forschungs- und Entwicklungsetat von 1,6 Milliarden Dollar erzielt werden soll. Möglicherweise wird ein Teil der Summe auch aus dem Budget für die Produktionsentwicklung herausgenommen, vermutet das "Wall Street Journal". Digital liegt mit 12,5 Prozent Anteil der Forschungsausgaben am Umsatz in den USA weit vorne, etwa vor IBM oder AT&T.

Experten sind der Meinung, DEC könne hier sparen, ohne daß die Technologien des Unternehmens darunter litten. "Es geht nicht darum, weniger zu forschen", stellt Dean-Witter-Analyst Jay Stevens fest. "Es geht vielmehr um größere Effizienz." Ein hochrangiger Teilnehmer des DEC-Meetings meinte, Großunternehmen wie Digital könnten "nicht in jeder Marktnische mitmischen".

Das Treffen soll sich dem Vernehmen nach nicht auf das Thema Forschung und Entwicklung beschränkt haben. Wie der "Boston Globe" erfuhr, hat Olsen einen kompletten Streamlining-Plan umrissen, der ihm selbst größere Kompetenzen verschaffen soll. Während die Produktbereiche ihre Unabhängigkeit behalten würden, sollten Redundanzen in zentralen Funktionen, etwa im Marketing und der Verwaltung, ausgemerzt werden. Eine Reihe von Angehörigen des Managements liefen Gefahr, ihren Job zu verlieren. Analysten meinen, darüber hinaus könnte der neue Plan zu noch mehr Entlassungen bei dem Computerhersteller führen.