Dokumente über Merced-Prozessor werden zurückgegeben

Digital macht beim Streit mit Intel erste Zugeständnisse

08.08.1997

Nicht ganz glücklich verlief bislang Digitals Versuch, dem übermächtigen Prozessorgiganten Intel in die (Profit-)Suppe zu spucken. Im Frühjahr hatte der Hardwarehersteller - angeregt durch ein Interview, das Intel-Chef Andy Grove dem "Wall Street Journal" gegeben und in dem er erklärt hatte, daß Intel nun selbst in die Basistechnik für CPUs investieren wolle - den CPU-Krösus verklagt. Nach Meinung von Digital benutzt Intel in den Pentium-, Pentium-Pro- und Pentium-II-Chips zehn DEC-Patente.

Wie gewohnt erwiderte das beschuldigte Unternehmen die Klage und verlangte die Herausgabe von geheimen Dokumenten, die den zukünftigen 64-Bit-Chip (Codename "Merced", offiziell "IA-64") betreffen. Dem hat das Unternehmen von CEO Robert Palmer nun stattgegeben - zumindest teilweise.

Wie DEC-Sprecher Dan Kaferle gegenüber der Presse erklärte, wolle man alle Unterlagen über das Merced-Design zurückgeben, da das Unternehmen nicht an einer Co-Entwicklung dieser CPU interessiert sei. "Die Dokumente sind ein Jahr alt, und wir haben kein Interesse an diesen Informationen über den lange verspäteten Prozessor. Unser eigener 64-Bit-Chip ist seit fünf Jahren am Markt, wir wollen beim Design des IA-64 nicht mithelfen."

Allerdings möchte DEC andere Unterlagen, die Intel routinemäßig an alle Computerhersteller verteilt und die auch unter eine Non-Disclosure-Vereinbarung fallen, behalten. Intel macht geltend, auch diese Dokumente jederzeit zurückfordern zu können. Für DEC hätte es fatale Folgen, vom Informationsfluß aus Santa Clara abgeschnitten zu werden: Digital verkauft weit mehr Rechner mit Intel- als mit den eigenen Alpha-Chips. Schon kursieren Gerüchte, DEC könnte ab dem viertenQuartal Lieferprobleme bei Intel-Systemen bekommen.