Entlassungen sind kein Allheilmittel

Digital-Betriebsrat übt Kritik am Management

03.04.1992

MÜNCHEN (CW) - Die meisten DV-Hersteller habe auf die Branchenkrise mit Entlassungen reagiert. Personalreduzierung ist jedoch nach Ansicht der Gewerkschaften kein Allheilmittel im Kampf gegen die roten Zahlen (vgl. CW Nr. 13 vom 27. März 1992, Seite 1). Der Betriebsrat von Digital Equipment (DEC) geht mit seiner Management-Kritik an die Öffentlichkeit. Hier die Pressemitteilung im Wortlaut:

Am 23. und 24. März 1992 traf sich in Toulon der Europa-Betriebsrat von Digital Equipment, um die Reorganisation der europäischen Operationen des Konzerns zu diskutieren. Der Europa-Betriebsrat repräsentiert gegenwärtig die Beschäftigten aus neun Ländern, das sind etwa 30 000 Mitarbeiter.

Frans Geeraerts aus Brüssel der frisch gewählte Vorsitzende des DEC-Europa-Betriebsrates, erklärte: "Wir können den Ansatz, mit dem das Management die gegenwärtigen wirtschaftlichen Probleme des Unternehmens bewältigen will, nicht teilen. Die Management-Orientierung, durch Personalabbau um zehn Prozent in den einzelnen Ländern die Kosten zu senken, steht in krassem Gegensatz zur Digital-Philosophie - zumal die dabei angelegten Kriterien absolut willkürlich sind.

Das Vorgehen führt zu einem dramatischen Einbruch der Motivation und Moral unter den Beschäftigten. Davon sind auch die Mitarbeiter der kürzlich aufgekauften Unternehmen wie Philips und Kienzle nicht ausgenommen. Leider hat DEC die Anregungen der Mitarbeiter ignoriert und damit gerade die Offenheit nicht respektiert, die immer wieder vom Management gepredigt wird. Der Digital-Europa-Betriebsrat wird dafür sorgen, daß die Mitarbeiter Gehör finden und nicht länger vom Management ignoriert werden können."