Mediabridge macht Print-Magazine Web-fähig

Digimarc schlägt Brücke zwischen Web und Zeitung

30.06.2000
MÜNCHEN (wm) - Das Internet und gedruckte Medien sind zwei getrennte Welten. Mit einer neuen Technologie für digital lesbare Print-Inhalte will Digimarc die Kluft zwischen beiden Medien verkleinern und Zeitungen und Internet "verlinken".

Das US-Unternehmen Digimarc ist spezialisiert auf digitale Wasserzeichentechnologien und unsichtbare Kodierung von Medieninhalten. Unter dem Namen Mediabridge hat die Firma nun ein System vorgestellt, das es ermöglicht, über das Einlesen von Zeitungsanzeigen mittels einer PC-Kamera direkt bestimmte Websites anzusteuern.

Der Anwender benötigt dazu eine Webcam sowie die Media-Bridge-Reader-Software. Wird eine kodierte Anzeigenseite unter die Linse der Kamera gehalten, kann die Software aus dem Bild die verschlüsselte Information auslesen und den Browser veranlassen, die vom werbenden Unternehmen hinterlegte URL aufzurufen.

Als erstes Print-Magazin hat Wired in der Juli-Ausgabe 30 mit Mediabridge kodierte Anzeigen veröffentlicht. Zu erkennen sind solche Anzeigen an einem stilisiertem "D" in der rechten unteren Ecke der Seite.

Als Vorteil preist Digimarc das schnelle und zielgerichtete Ansteuern von Web-Inhalten für Informationssuchende und Kaufinteressenten. Beim Lesen der Nutzeranleitung bleiben allerdings einige Fragen offen. So soll der Anwender die Anzeigenseite exakt fünf Zoll vor die Linse der Webcam halten, wobei Teile des Bildes scharf wiedergegeben werden müssen. Anschließend muss das Bild zwischen vier und sieben Zoll hin und her bewegt werden. Letztlich käme der Leser beim Eintippen der URL vermutlich deutlich schneller ans gewünschte Ziel.

Geheime Codes in ZeitungsanzeigenUnverständlich ist auch die Angabe der Hardwarevoraussetzungen. Zunächst empfiehlt der Anbieter Kameras von Intel, Philips und 3Com. Damit dürfte nur eine extrem kleine Minderheit von Lesern angesprochen sein. Sucht man auf der Digimarc-Website nach weiteren Informationen, findet sich jedoch noch ein weiterer, durchaus nützlicher Hinweis: Auch andere PC-Kameras und sogar Scanner werden untersützt.

Dennoch dürfte sich das neue "Kennzeichen D" wohl weniger als praktische Surfhilfe denn als PR-Gag für Printmedien erweisen. Immerhin umgibt die neuartigen Anzeigen dank der unsichtbaren digitalen Kodierung ein Schleier des Geheimnisvollen, der erst mit Hilfe des Computers gelüftet werden kann.