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Diebold zieht Klagen gegen Internet-Aktivisten zurück

02.12.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der US-Wahlmaschinen-Hersteller Diebold zieht Klagen gegen Internet Service Provider und Internet-Aktivisten zurück, die in ihren Web-Logs auf interne Dokumente des Herstellers verwiesen haben.

Im März 2003 hatte ein Hacker die Zugangsberechtigung eines Diebold-Mitarbeiters geknackt und insgesamt 1,8 Gigabyte Datenmaterial aus dem Firmennetz gestohlen. Neben belanglosen E-Mails und alten Handbüchern befanden sich darunter auch Informationen über schwerwiegende Softwarefehler und Sicherheitsprobleme aktuell eingesetzter Wahlmaschinen. Die Dokumente verschickte der Hacker im August per E-Mail, worauf sich die Informationen schnell im Web ausbreiteten.

Auf eine Klage wegen angeblicher Urheberrechtsverletzung gegen Provider und Privatpersonen wie Studenten und Informatiker reagierte die Bürgerrechtsbewegung die EFF (Electronic Frontier Foundation). Sie klagte ihrerseits wegen Missbrauchs der Urheberrechtsvorschriften. US-Rechtsexperten zufolge wird die Organisation den Prozess mit hoher Wahrscheinlichkeit gewinnen. Dann dürfen die fraglichen Diebold-Memos weiterhin veröffentlicht und verlinkt werden. Zudem muss der Hersteller in diesem Fall mit einer Geldstrafe wegen der ungenauen Darstellung des Sachverhalts rechnen.

Diebold wird laut Unternehmenssprecher David Bear die Verbreitung der Dokumente im Internet weiterhin beobachten. Es sei nicht auszuschließen, dass gegen die Veröffentlichung erneut geklagt werde. "Wir behalten uns das Recht vor, interne Informationen auch künftig zu schützen", sagte Bear.

In den USA ist der Fall mittlerweile zum Politikum geworden. So hat der Demokratische Präsidentschaftskandidat Dennis J. Kucinich das Thema auf seiner Website aufgegriffen und eine Untersuchung der Vorgänge seitens des Rechtsausschusses im Repräsentantenhaus gefordert. (lex)