PC bleibt der Arbeitsplatz-Rechner Nummer eins

Diebold korrigiert zu forsche Aussagen über Notebook-Markt

04.09.1992

FRANKFURT (CW) - Der Notebook als Sieger, der Desktop-PC im Abseits - diese Prognose, war in der Computerbranche mehrmals zu hören, wenn die Sprache auf den Arbeitsplatz-Rechner der Zukunft kam. Daß sich die Notebooks auf dem Vormarsch befinden, wird auch im Diebold Management Report 7/92 bestätigt. Doch von einer Verdrängung der stationären PCs kann den Beratern zufolge keine Rede sein.

Während der Desktop-Markt von einer Flaute gekennzeichnet ist, befinden sich die Notebook-Anbieter im Aufwind. Marktforscher verzeichnen bei den transportablen PCs steigende Absatzzahlen, die unter anderem aus der Erschließung neuer Benutzerkreise resultieren, etwa Außendienstler, Berater und Journalisten. Da Notebooks durch ihr Gewicht von zwei bis drei Kilogramm den Vorteil der Mobilität besitzen und zudem auf den gleichen Mikroprozessoren basieren wie Desktops, konnte diese Entwicklung den Diebold-Analysten zufolge schon zu der Prognose verleiten, daß Laptops und Notebooks in naher Zukunft die Tischmodelle ablösen würden.

Dennoch sind solche Schlüsse falsch, behaupten die Eschborner. Zu einer Verdrängung der Desktops durch tragbare Rechner werde es nicht kommen. Abgesehen vom niedrigeren Preis für stationäre PCs, sei deren Leistungsvorsprung noch beträchtlich. Zum einen sei die Tastatur der Desktops größer und damit komfortabler, zum anderen böten sie beispielsweise bessere und größere Bildschirme. Zwar könne auch an einen Notebook ein externer Farbmonitor angeschlossen werden, dessen Grafikkarte unterstütze jedoch nur die Standard-VGA-Auflösung von 640 x 480 Punkte pro Zoll und 16 Farben. Mit dem Monitor einer Desktop-Variante ließen sich dagegen eine Auflösung von bis zu 1280 x 1024 Punkte pro Zoll und 16,7 Millionen Farben realisieren.

Ein weiteres Kriterium, das für die Desktops spricht, ist laut Diebold auch die größere Ausbaufähigkeit. Durch Docking-Stations könne zwar auch beim Notebook eine größere Anzahl von Steckkarten zum Einsatz kommen, doch diese Option kostet den Branchenprofis zufolge einschließlich Monitor weitere 3000 bis 4000 Mark - wobei sich trotzdem keine höhere Grafikauflösung erzielen lasse. Als Achillesferse der mobilen PCs bezeichnen die Marktkenner auch die im Vergleich zu den stationären Rechnern niedrige Speicherkapazität. Dies stelle ein Manko dar, nachdem der Trend zu umfangreicheren Anwendungsprogrammen gehe.

Eine Substitution durch Notebook-PCs sei nur in bezug auf die Laptops erkennbar. Bei den Desktop-Rechnern werde der Verdrängungsprozeß auf absehbare Zeit nicht stattfinden, melden die Eschborner. Vielmehr laufe es auf eine Koexistenz von Desktop- und Notebook-PCs hinaus, sei es durch neue Benutzerkategorien oder durch die Verwendung von Notebooks als mobiles Zweitgerät. Diese Entwicklung werde Diebold zufolge dadurch gefördert, daß sowohl Desktop als auch Notebook das gleiche Betriebssystem verwenden und mit der gleichen Anwendungssoftware arbeiten.