Geschäftsprozesse

Die zwölf wichtigsten Fragen zum Business-Process-Management

21.07.2008
Von   IDG ExpertenNetzwerk
Als CEO von Camunda, einem Anbieter von Software zur Prozessautomatisierung, ist Jakob Freund verantwortlich für die Vision und Strategie des Unternehmens. Neben einem MSc in Informatik ist er Co-Autor des Buches „Real-Life BPMN“ und ein gefragter Referent auf Technologie- und Branchenveranstaltungen.

Wie verbreitet ist BPM in Deutschland?

Das organisatorische Prozess-Management ist in Deutschland traditionell stärker etabliert als in anderen Ländern, wobei auch dies von Branche zu Branche variiert. Die IT-Perspektive von BPM, also das Human-Workflow-Management und SOA-Ansätze, steht hierzulande ähnlich wie in Amerika oder Großbritannien noch am Anfang. Deutsche Unternehmen könnten jetzt einen Vorsprung erzielen, wenn sie ihre Stärke im organisatorischen Prozess-Management mit den neuen Methoden und Techniken der IT-Perspektive kombinieren. Leider ist die "Orga-Fraktion" in vielen Unternehmen häufig eher IT-avers. Die IT hingegen nimmt die neuen Möglichkeiten begeistert auf und prescht voran, ohne die Organisation einzubeziehen und von ihren Erfahrungen zu lernen.

Welche Bedeutung hat BPM für mittelständische Unternehmen?

Bislang wird BPM im Mittelstand sehr viel weniger praktiziert als in Großunternehmen. Das liegt an den hohen Initialaufwänden, deren Nutzen sich nicht kurzfristig einstellen kann. Der mittelständische Unternehmer kratzt sich eben, wo es gerade juckt. Neue Angebote im Bereich Software as a Service (SaaS) können dem Mittelstand helfen, seine Geschäftsprozesse nach genau diesem Prinzip stärker zu automatisieren, denn das ist das eigentliche Potenzial von BPM. Hier geht es längst nicht mehr nur um Effizienz durch weniger manuelle Aufwände, sondern zunehmend um Transparenz im Geschäftsbetrieb und die Beweglichkeit des Unternehmens. Wir nennen eine solche Lösung "Process as a Service".

Welche organisatorischen Voraussetzungen müssen Unternehmen für BPM schaffen?

Wer sich in aller Breite prozessorientiert entwickeln möchte, muss die entsprechenden Kompetenzträger einkaufen oder ausbilden und ihnen Verantwortung übertragen. Momentan schaffen viele Mittelständler die Position des "Organisators" und unterstellen ihm die klassische DV. Ein interessanter Trend, galt der Organisator doch lange als vom Aussterben bedroht. Er scheint im Mittelstand auch eher die Rolle eines CIO einzunehmen, nur dass der Titel eben deutlich bescheidener ist.

Wer hingegen schrittweise vorgehen möchte in der Form, wie es in der vorangegangenen Frage beschrieben ist, muss nicht unbedingt zuerst organisatorische Veränderungen einleiten. Diese können sich eher von selbst entwickeln, nachdem mit neuen Prozessen Fakten geschaffen wurden.