Die Zukunft von RFID

10.10.2006
Ob Optimierung der Lagerhaltung, Reduzierung von Fehlbeständen oder schnelle Erfassung von Warenein- und ausgängen. RFID-Technik soll für Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen in Unternehmen sorgen. Eine IDC-Studie zeigt, wie es um den RFID-Einsatz in Deutschland bestellt ist.

Viele Unternehmen setzen große Hoffungen auf RFID (Radio Frequency Identification). Doch die IDC-Studie „RFID – Status quo und Zukunftsaussichten in Deutschland“ von 2005 sieht noch einige Probleme, bevor die Technik im typischen Hypecycle wieder ganz nach oben gespült wird.

„Der flächendeckende Einsatz wird noch durch fehlende Standards, hohe Einführungskosten und eine zu geringe Markttransparenz gebremst“, heißt es in der Studie. Einerseits werde RFID-Systemen das Potenzial zugesprochen, den Barcode als Instrument der Produktkennzeichnung ablösen zu können. Andererseits befände sich die technologische Entwicklung noch in einem so frühen Stadium, dass noch zahlreiche Herausforderungen die erwartete Entwicklung empfindlich stören könnten, so die Studie weiter.

Hierzu gehören laut IDC-Studie:

  • Fehlende technologische Standards

  • Fehlende Referenzprojekte aus der "realen Welt“

  • Fehlendes Know-how der Anwender

  • Fehlende Transparenz hinsichtlich der Kompetenzen u. Ressourcen der Anbieter

  • Fehlende Zuständigkeiten bzw. Verantwortlichkeiten innerhalb der Lieferkette (Wer treibt die Entwicklung bzw. die mstellung auf RFID voran?)

  • Fehlende Erfahrungswerte hinsichtlich er Verarbeitung der möglicherweise enstehenden Datenflut

  • Fehlende Praxiserfahrung bezüglich des Einsatzes bei unterschiedlichen Einsatz-bedingungen und bei verschiedenen

  • äußeren Bedingungen

Trotz des großen Medieninteresses am Thema RFID fanden die Studienmacher heraus, dass sich noch nicht sehr viele Unternehmen mit dem Thema RFID wirklich in aller Tiefe beschäftigt haben. Von 669 befragten Firmen hatten sich 69 Prozent noch gar nicht mit der Thematik auseinander gesetzt. Weitere 22 Prozent der Befragten hatten sich nach Prüfung der Einsatzmöglichkeiten gegen eine RFID-Einführung in ihrem Unternehmen entschieden.
53 Prozent der Verantwortlichen in den Firmen nannten als entscheidenden Grund gegen den Einsatz, dass sie die neue Technik noch nicht für ausreichend ausgereift halten. Eine zweite große Gruppe mit 44 Prozent hält die für die Einführung von RFID notwendigen Investitionen für zu hoch. 40 Prozent der Befragten sagten, sie könnten keinen Mehrwert für ihr Unternehmen erkennen.

Von den Teilnehmern der Studie hatten sich bereits 208 Unternehmen mit dem Thema RFID auseinander gesetzt. Dabei zeigte sich erwartungsgemäß, dass vor allem die Branchen Transport/Logistik, Distribution und Warenbewegung RFID-Technologie einsetzen oder bald einsetzen wollen. 97 Prozent der 208 Unternehmen sind in diesen Branchen tätig.

Als wesentliche Vorteile des Einsatzes nannten die Befragten: Fehlerreduzierung, verbesserte Transparenz in der Lieferkette,

Reduzierung von Fehlbeständen, verbesserten Kundenservice und einen einheitlichen integrierten Datenbestand. Als problematische Herausforderungen wurden genannt: die Kosten der Infrastruktur (Tags, Lesegeräte), die Stabilität und Ausfallsicherheit der Komponenten, fehlende Standards (Frequenzen, Codierung) sowie die Integration der Komponenten in ein Gesamtsystem.

Die vielfältigen Möglichkeiten von RFID haben sich offenbar noch nicht überall herumgesprochen. Zwei Drittel der befragten Unternehmen, die bereits ein RFID-System einsetzen oder konkrete Pläne dafür haben, beabsichtigen eigentlich nur, die Identifikationsnummer des Produktes auf den Tags zu speichern. Dabei, so die Macher der Studie, stelle sich natürlich die Frage, ob RFID in dieser Form tatsächlich das Potenzial entwickeln kann, die Möglichkeiten des Barcodes abzulösen.

„Lediglich andere Nennungen wie ‚weitere Stammdaten‘ (24%) oder ‚Bewegungsdaten zum Lebenszyklus‘ (18%) lassen ein annäherndes Ausnutzen der Einsatzmöglichkeiten von RFID erkennen“, schreiben die Verfasser weiter.

Im Vorjahr entfiel die Hälfte der Ausgaben für RFID auf das Hardware-Segment, da in den meisten Unternehmen der Aufbau der Infrastruktur für den RFID-Einsatz im Vordergrund stand. Auf die Bereiche Software entfielen 27 Prozent und auf Services 23 Prozent. 53 Prozent der von IDC befragten Unternehmen planten dabei Ausgaben für RFID-Projekte von unter 100 000 Euro. Weitere 26 Prozent wollten zwischen 100 000 und 250 000 Euro ausgeben. Das bedeutet, die Firmen starten ihre RFID-Projekte zunächst in überschaubaren Einheiten.

Wer soll die Firmen nun bei der Einführung der Zukunftstechnologie Identifizierung per Funk unterstützen? Auch das wollte IDC von den Unternehmen wissen. Die wesentlichen Kriterien der Anwender für die Auswahl eines Produktanbieters im Bereich RFID ist demnach die „Ausfallsicherheit“ vor der „Zukunftssicherheit der Technologie“, „herstellerunabhängigen Standards“ und der „Integrationsfähigkeit in Backoffice-Systeme“. Als wesentliche Kriterien für die Auswahl eines Dienstleisters nannten die Befragten noch vor den Kriterien „Prozess-Know-how“ sowie „Preis, Leistung“: die „Qualität der Gsamtlösung“, die „Fähigkeit, die verschiedenen Komponenten in ein Gesamtsystem zu integrieren“ und bereits vorhandene „(Projekt-)Erfahrungen“ der Lösungsanbieter im RFID-Umfeld.

BU: Martin Haas, Consulting Director IDC