Die Zukunft von Java heißt Open Source

23.05.2006
Auf der Entwicklerkonferenz JavaOne stellt Sun eine quelloffene Java-Plattform in Aussicht.

Nach jahrelangem Zögern hat Sun versprochen, die Kontrolle über Java der Open-Source-Community zu übertragen. "Es ist keine Frage des Ob, sondern des Wie", erklärte Softwarechef Rich Green zur Eröffnung der weltgrößten Konferenz für Softwareentwickler in San Francisco. Jonathan Schwartz, frisch gekürter CEO der Java-Company, bekräftigte die Aussage, machte indes keine Angaben zum Zeitpunkt einer Offenlegung. Er hoffe, das Vorhaben "so bald wie möglich" realisieren zu können. Nach seiner Einschätzung würden davon nicht nur Entwickler profitieren, sondern auch Sun selbst, da Java als Open-Source-System erheblich mehr Nutzer ansprechen könne.

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576451: Schwartz lehnt harte Sparmaßnahmen ab;

576397: Oracle beschreibt "The Next Application Platform".

Konkurrenten wie IBM und Vertreter der Open-Source-Community hatten diesen Schritt seit langem gefordert. Im gegenwärtigen Prozess dauere es zu lange, bis Innovationen in die Java-Plattform integriert würden, lautete ein Argument. Sun hingegen verwies stets auf die Gefahr, Java könnte sich als quelloffenes System in unterschiedliche Entwicklungsstränge aufspalten. Die Philosophie "Write once, run anywhere", die bis heute rund fünf Millionen Entwickler angezogen habe, werde damit bedroht. Green, ein Sun-Veteran, der erst vor wenigen Wochen zu seinem alten Arbeitgeber zurückkehrte, machte die Bedenken noch einmal deutlich: "Es gibt zwei widerstreitende Kräfte, die wir beachten müssen: zum einen den Wunsch, alles offen zu legen, zum anderen die notwendige Kompatibilität."

Inwieweit Softwareentwickler von einer Java-Öffnung profitieren, ist indes längst nicht ausgemacht. Schon mit seinem Projekt OpenSolaris musste sich das Unternehmen Kritik gefallen lassen, weil es statt der verbreiteten General Public License (GPL) eine eigene Lizenzform, die Common Development and Distribution License (CDDL), wählte. Neben der Lizenzfrage müssen die Verantwortlichen eine Reihe technischer Details klären und regeln, wie die zuständige Community organisiert sein soll. Darüber könnte mindestens ein Jahr vergehen. Auf welchem Weg Java offen gelegt wird, bestimme Sun nicht alleine, erläuterte Schwartz. So werde der Java Community Process (JCP), der bislang über die Java-Spezifikationen wacht, ein gewichtiges Wort mitreden. In dem Gremium sitzen mehr als 1000 Organisationen und Einzelpersonen. Auch IBM, HP und Oracle sind dort vertreten.

Dass eine quelloffene Java-Plattform Suns Softwareumsätze schmälern könnte, glaubt der CEO nicht: "Open Source bedeutet nicht weniger Umsatz, sondern weniger Hürden, um Geschäfte zu machen." Die Einnahmen mit Solaris-basierenden Produkten hätten sich seit der Offenlegung des Unix-Derivats im Projekt OpenSolaris verbessert.

Auf die immer wieder gestellte Frage, wie viel Umsatz Sun mit Java erziele, blieb Schwartz eine Antwort schuldig. Java bilde eine Infrastruktur, ähnlich dem Schienennetz eines Transportunternehmens. Dessen Wert lasse sich nicht in Dollar messen.

SOA und Web 2.0

Die bereits im Vorfeld der Veranstaltung angekündigte Verfügbarkeit der Java Enterprise Edition 5 (Java EE 5) mit all ihren Features und Vorzügen geriet ob der Open-Source-Diskussion fast in den Hintergrund. Sun will die in den vergangenen Jahren immer komplexer gewordene Plattform damit wieder handhabbarer machen. In den 188 technischen Vorträgen der JavaOne 2006 dominierten vor allem zwei Themenblöcke: Service-orientierte Architekturen (SOA) und Applikationen für das Web 2.0. Letztere sollen sich durch die Integration von Ajax-Techniken (Ajax = "Asynchronous Javascript and XML") in Java EE 5 einfacher entwickeln lassen. Ajax beschleunigt Web-Seiten und erlaubt eine ähnlich ergonomische Bedienung, wie sie Benutzer von vollwertigen Desktop-Anwendungen kennen. Im Rahmen der JavaOne nahm die OpenAjax Alliance ihre Arbeit auf, ein Industriekonsortium, das sich die Interoperabilität von Ajax-Tools und -Anwendungen auf die Fahne geschrieben hat.

In Sachen SOA sieht sich Sun an der Spitze der Softwareindustrie: "Wir sind der einzige Hersteller, der einen komplett quelloffenen SOA-Stack anbietet", erklärte Senior Vice President Mark Bauhaus gegenüber der computerwoche.

Auch Oracle, einer der wichtigsten Java-Protagonisten, machte mit der Vorstellung seiner "Next Generation Application Platform" seine Ambitionen deutlich. Unter dem Schlagwort "SOA 2.0" präsentierte Oracle-Manager Thomas Kurian seine Vision einer echtzeitfähigen Softwarearchitektur. Einen ausführlichen Bericht zur JavaOne lesen Sie in der nächsten Ausgabe der computerwoche. (wh)