VoIP-Trends

Die Zeichen stehen auf Integration

08.11.2011
Von 
Bernd Reder ist freier Journalist und Autor mit den Schwerpunkten Technologien, Netzwerke und IT in München.

Trend: Von VoIP zu Unified Communications

Anbieter wie Sipgate offerieren Web-gestützte IP-Telefonanlagen, die den Versand von Fax-Dokumenten und SMS erlauben.
Anbieter wie Sipgate offerieren Web-gestützte IP-Telefonanlagen, die den Versand von Fax-Dokumenten und SMS erlauben.
Foto: Sipgate

Eine Entwicklung, welche die Zukunft von Voice over IP in den kommenden Jahren maßgeblich beeinflussen wird, ist der Trend hin zu Unified Communications and Collaboration (UCC). Laut einer Studie der Marktforschungsgesellschaft IDC werden in Europa 2015 an die 16,6 Milliarden Dollar mit UCC-Produkten für umgesetzt. Im Jahr 2010 lag der Umsatz bei 5,7 Milliarden Dollar. Ein Faktor, der die Entwicklung in Richtung UCC fördert, ist nach Einschätzung der Marktforscher der zunehmende Einsatz von Voice over IP und von IP-Telefonanlagen (IP-PBXes) in Firmen. Hinzu kommt, dass Unternehmen verstärkt auf Collaboration-Lösungen wie beispielsweise Sharepoint und Lync Server 2010 von Microsoft zurückgreifen.

"Collaboration in Echtzeit ist das Schlagwort der Stunde", sagt Markus Ernesti, Geschäftsführer von Avaya Deutschland. "Die Voraussetzung dafür, dass unterschiedliche Kommunikationskanäle nicht länger losgelöst nebeneinander existieren, sondern auf einer gemeinsamen Plattform vereint werden, haben Standards wie SIP und H.323 die geschaffen." Beide seien ein Katalysator für das Zusammenwachsen der einzelnen Medien, sowohl auf der Benutzeroberfläche am Endgerät als auch auf Ebene der Infrastruktur.

Voice over IP ist neben Unified Messaging (UM), Fixed-Mobile-Convergence (FMC) und Computer-Telefonie-Integration (CTI) ein Baustein von UCC.
Voice over IP ist neben Unified Messaging (UM), Fixed-Mobile-Convergence (FMC) und Computer-Telefonie-Integration (CTI) ein Baustein von UCC.
Foto: PAC/Berlecon

"Die nächsten großen Entwicklungen werden in der unternehmensübergreifenden Kommunikation mittels UCC zu beobachten sein", bestätigt Thilo Kramer, Manager Presales Support beim Systemintegrator Damovo in Düsseldorf. "Die notwendigen Plattformen in den intelligenten Netzen der Festnetz- und vor allem der Mobilfunkprovider stehen bereit. Mit SIP wurde zudem ein Standard implementiert, der zum Beispiel den Austausch von Präsenzstatus oder Instant Messaging über eine Lieferantenkette hinweg ermöglicht."

Microsoft und IBM treten in den Ring

In Deutschland steigt die Nachfrage nach VoIP-Services über Mobiltelefone nicht im selben Maße wie in den USA, Großbritannien und Frankreich.
In Deutschland steigt die Nachfrage nach VoIP-Services über Mobiltelefone nicht im selben Maße wie in den USA, Großbritannien und Frankreich.
Foto: IBM/Reder

Von dieser Entwicklung könnten Unternehmen wie Microsoft und IBM / Lotus profitieren, die mit Lync Server 2010 und Sametime UCC-Plattformen parat haben. Speziell Microsoft will mit Lync die klassische Telefonanlage überflüssig machen. Neben klassischen Funktionen wie Anrufe halten und weiterleiten, Voicemail und Konferenzschaltung bietet Lync zusätzliche Features. Dazu gehören das Weiterreichen von Anrufen an Team-Mitglieder oder die "Survivable Branch Appliance", die zusammen mit Ferrari Electronic entwickelt wurde. Sie schaltet bei Ausfall der Datenverbindung auf ISDN-Ersatzleitungen um.

Allerdings haben Produkte wie Lync und Sametime noch Schwachpunkte, etwa die Beschränkung auf SIP. Speziell in Europa wird jedoch noch häufig H.323 eingesetzt, das unter anderem den Fax-Versand unterstützt - in Europa immer noch ein wichtiges Kommunikationsmittel. Dafür eröffnen Lync und Sametime dem Anwender die Möglichkeit, nicht "nur" Voice over IP zu nutzen. Sie machen den Weg frei zu einer Integration vieler unterschiedlicher Kommunikationswege, einschließlich Videoconferencing, Instant Messaging, Collaboration-Funktionen und Social-Media.

Und was wird angesichts dieser Entwicklung aus der klassischen TK-Anlage? "Die traditionelle Telefonie hat durchaus noch einen gewissen Stellenwert, da immer wieder Infrastrukturen anzutreffen sind, die VoIP nicht ermöglichen", so Thilo Kramer. "Betrachtet man allerdings die 'Roadmaps' der Hersteller von Kommunikationslösungen, ist davon auszugehen, dass die klassische Technologie am Ende ihres Lebenszyklus angekommen ist. Fast alle Innovationen bei Kommunikationsdiensten und Endgeräten basieren heute auf IP." (hi)