Backup, Virtualisierung, Speicher-Management

Die wichtigsten Storage-Trends 2010

26.02.2010
Von 
Christian Vilsbeck war viele Jahre lang als Senior Editor bei TecChannel tätig. Der Dipl.-Ing. (FH) der Elektrotechnik, Fachrichtung Mikroelektronik, blickt auf langjährige Erfahrungen im Umgang mit Mikroprozessoren zurück.

Energieeffizienz

Welchen Stellenwert besitzt die Energieeffizienz neu anzuschaffender Storage-Systeme bei Ihren Kunden?

Mika Kotro, EMC: Unsere Erfahrung zeigt, dass eine zunehmende Zahl von Kunden bei Neuanschaffungen von Speichersystemen aufgrund unternehmensinterner Richtlinien den Nachweis erbringen müssen, dass diese weniger Energie benötigen als die zu ersetzenden Geräte. Das Thema ist also durchaus relevant.

Detlef Lieb, Fujitsu: Das Bewusstsein für Ökonomie und Ökologie ist allgemein gewachsen. Die wesentlichen Kriterien in der kommerziellen Datenverarbeitung sind natürlich ökonomischer Art. Unsere Bestrebungen, in dieser Hinsicht effizienter zu werden, dauern mittlerweile über 20 Jahre. Fujitsu ist sich sicher, dass es dazu keine Alternative gibt. Alleine im ökonomischen Sinn kann es sich kein Hersteller mehr leisten, Systeme „ohne Rücksicht auf Verluste“ vermarkten zu wollen. Bei den Speichersystemen für mittlere IT-Umgebungen hat sich das Verhältnis Preis zu Kapazität bereits drastisch verbessert. Die kurze Antwort auf diese Frage lautet: Energieeffizienz hat einen hohen Stellenwert.

Bernd Gill, HP: „Das Thema Energieeffizienz ist mittlerweile Bestandteil der meisten Ausschreibungen.“ (Quelle: Hewlett Packard)
Bernd Gill, HP: „Das Thema Energieeffizienz ist mittlerweile Bestandteil der meisten Ausschreibungen.“ (Quelle: Hewlett Packard)

Guido Klenner, Johannes Horneck & Bernd Gill, Hewlett Packard: Das Thema Energieeffizienz ist mittlerweile Bestandteil der meisten Ausschreibungen. Ein Extrembeispiel ist London, wo heute schon keine neuen Rechenzentren gebaut werden dürfen, weil die Energieversorgung schlichtweg nicht gewährleistet werden kann. Aber auch in Deutschland wird der Stromverbrauch sehr genau evaluiert – nicht zuletzt, weil er einen erheblichen Kostenfaktor darstellt. Das zentrale Problem dabei ist allerdings, dass in den seltensten Fällen klar ist, wo die großen Stromfresser tatsächlich sitzen. Das fängt schon damit an, dass vielfach noch nicht einmal unterschieden wird zwischen Stromkosten für Gebäude, Kühlung und IT. Dann wird es natürlich auch schwer, die richtigen, wirksamen Stellschrauben im Rechenzentrum zu finden, um den Verbrauch spürbar zu senken. Zumal letztlich nur das Zusammenspiel von mehreren Maßnahmen spürbare Veränderungen mit sich bringt. Wir empfehlen daher im ersten Schritt den Einsatz eines einheitlichen und intelligenten Monitorings, beispielsweise durch das HP Data Center Smart Grid. Dieses umfasst Hardware, Software und Dienstleistungen zum Aufbau eines intelligenten Energiemanagements für das gesamte Rechenzentrum. Nichtsdestotrotz ist die Nachfrage nach energiesparenden Speichersystemen hoch. Und angesichts des massiven Datenwachstums in den Unternehmen ist das auch kein Wunder. Hier bieten sich verschiedene Möglichkeiten an, um den Stromverbrauch zu senken: So gibt es zunächst auf Festplattenebene die Möglichkeit, inaktive Platten abzuschalten oder die Drehzahl nach Bedarf zu variieren. Besonders energieeffizient sind Solid State Disks, also Flash-Speicher im Festplattenformat, die ohne bewegliche Bauteile auskommen und daher besonders wenig Energie aufnehmen. Am meisten bringt jedoch ein intelligentes Datenmanagement: In einer mehrstufigen Speicherinfrastruktur können Daten je nach Serviceanforderung auf mehr oder weniger energieintensiven Technologien gespeichert werden. Und alte Daten sollten am besten archiviert und auf Bänder ausgelagert oder – wenn sie nicht mehr benötigt werden – gelöscht werden.

Georgios Rimikis, Hitachi Data Systems: Energieeffizienz hat durch den Kostendruck der Wirtschaft enorm an Bedeutung gewonnen. Höhere Leistung und mehr Speicher auf weniger Platz bei niedrigerem Energieverbrauch sind Kundenanforderungen bei der Anschaffung von neuen Speichersystemen. Hitachi Data Systems hat diese Anforderungen zum zentralen Konstruktionsprinzip bei Speicherlösungen gemacht. Dabei setzen wir auf Speichertechnologien wie Virtualisierung, Tiered Storage oder Thin Provisioning. Diese tragen dazu bei, die Auslastung von Speichersystemen von durchschnittlich 30 bis 40 Prozent auf rund 80 Prozent zu steigern. So benötigen unsere Kunden weniger Hardware. Umweltfreundlichkeit ist aber mehr als Energieeffizienz. Viele unserer Kunden bevorzugen umweltfreundliche Lösungen für ihr Unternehmen. Derzeit sind bereits über 80 Prozent der Hitachi-Produkte eco-friendly. In den meisten Fällen erhalten unsere Kunden daher sozusagen automatisch umweltfreundliche Lösungen, selbst wenn sie nicht explizit danach fragen. Die Produkte von Hitachi Data Systems sind außerdem zu 96 Prozent recyclebar, unsere Adaptable Modular Storage-Serie sogar zu 98 Prozent.

Ralf Colbus, IBM: Hier gibt es wirkliche Extreme. Aussagen wie: "Energiekosten werden nicht auf meine Kostenstelle gebucht, sind mir egal! " bis zu "Wir können nicht mehr erweitern wegen Energieproblemen in unserem RZ"! - Fakt ist: Energie wird nicht mehr günstiger, wir haben desweiteren alle eine Gesamtverantwortung für unsere Umwelt.

Alexander Wallner, NetApp: Einen sehr hohen. Die Stromkosten sind laut Gartner der am schnellsten steigende Kostenfaktor im Datacenter. Pro Jahr lassen sich allein durch die Stilllegung eines einzigen x86-Servers 400 US-Doller an Stromkosten sparen. Ob man sich nun Green IT oder Effizienzsteigerung auf die Fahnen schreibt, ein Effekt ist derselbe: Ineffiziente „Stromfresser“ werden durch energieeffizientere Systeme ersetzt und um rationalisierte Infrastrukturen ergänzt. Die CO2-Debatte wird auch 2010 geführt werden. Green IT kann dazu einen Beitrag leisten, ob als Nebeneffekt von Konsolidierungen oder ganz bewusst.