Blade-Server, Virtualisierung und IT-Kosten

Die wichtigsten Server-Trends für IT-Manager

27.01.2009
Von 
Bernhard Haluschak war bis Anfang 2019 Redakteur bei der IDG Business Media GmbH. Der Dipl. Ing. FH der Elektrotechnik / Informationsverarbeitung blickt auf langjährige Erfahrungen im Server-, Storage- und Netzwerk-Umfeld und im Bereich neuer Technologien zurück. Vor seiner Fachredakteurslaufbahn arbeitete er in Entwicklungslabors, in der Qualitätssicherung sowie als Laboringenieur in namhaften Unternehmen.

Green IT, Fortsetzung

Jörg Dehnen, IBM: Das Server-Management ändert sich hinsichtlich Green IT rasant, und zwar auf allen Ebenen des Markts. Wir als Hersteller sorgen für maximale Energieeffizienz in den Server-Designs. Energieeffiziente Netzteile und Speicher-DIMMs, Low-Power-Prozessoren und Solid State Disks sind Beispiele im Hardware-Bereich. Software-Produkte für Systems-Management, wie der IBM Active Energy Manager, überwachen und steuern den Energieverbrauch. Auf unsere Channelpartner kommt diesbezüglich eine zunehmend starke Bedeutung zu, unsere Kunden konzeptionell zu beraten. Und die Kunden selbst werden sich nicht nur aus Kosten- und Umweltschutzgründen mit diesem Thema auseinandersetzen. Welcher EDV-Leiter möchte seiner Geschäftsführung schon sagen müssen, dass die notwendigen EDV-Erweiterungen nicht durchgeführt werden können, weil die Klimaanlage des Rechenzentrums dies nicht mehr abdecken kann?

Ingo Frobenius, Sun Microsystems: Bei dem Green-IT-Gedanken geht es nicht nur um das Management von Servern. Server stellen nur einen Bruchteil der IT-Infrastruktur in Unternehmen dar. Wenn man sich über Green IT Gedanken macht, so sollte man einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen. Green IT wird heute leider immer wieder mit Sparsamkeit beim Stromverbrauch gleichgesetzt. Was aber immer wieder außer Acht gelassen wird, ist die gesamte Ökobilanz. Wie viel Energie wird bei der Herstellung und bei der fachgerechten Entsorgung benötigt? Fällt am Ende des Lebenszyklus Sondermüll bei der Entsorgung an? Zum Beispiel sind fast alle Flüssigkristallbildschirme Sondermüll, da die Hintergrundlampen häufig Quecksilber enthalten und die eigentlichen Flüssigkristalle in den LCDs als krebserregend eingestuft werden.

In Bezug auf den Stromverbrauch sollten Unternehmen daher zunächst den Desktop ins Visier nehmen. Dort liegt das größte Einsparpotenzial – im Energiesektor, aber auch bei der Administration. Die klassischen PCs werden heute normalerweise von einer zentralen Stelle aus verwaltet. Es kann aber passieren, dass in Büros immer wieder unterschiedliche Systeme stehen. Standardisierung bringt zwar Vereinfachung bei der Administration, aber es kann vorkommen, dass in einem Standard-PC eine neue Grafikkarte mit einem anderen Firmware-Stand installiert ist, die dann das Einspielen eines Patches verhindert. Die Einführung von schlanken Clients bringt hier mehrere Vorteile:

  • Der Client ist für viele Jahre nutzbar. Selbst wenn auf ein neues Betriebssystem gewechselt werden muss, das wesentlich mehr Rechenleistung von den Prozessoren benötigt, muss man die Änderung nur im Datacenter an den Host-Umgebungen durchführen. Wenn eine Virtualisierungslösung eingeführt wurde, kann es beispielsweise ausreichen, auf einem einzelnen Server weniger Instanzen aufzusetzen und dafür zusätzliche Maschinen im Rechenzentrum nachzurüsten.

  • Der Administrationsaufwand sinkt, da bei virtualisierten Umgebungen für jeden Anwender eine einheitliche Umgebung zur Verfügung gestellt wird.

  • Die Stromkosten sinken wesentlich. Ein gewöhnlicher Desktop-PC hat heute eine Stromaufnahme zwischen 100 und 150 Watt (je nach CPU und Hauptspeicherausbau). Ein Thin Client liegt zwischen 15 und 25 Watt, Ultra-Thin-Clients wie die Sun Ray liegen bei 4 bis 8 Watt.

Thomas Krenn: In Bezug auf Green IT sind alle Beteiligten wie Hersteller, Händler und Kunden gefordert, verantwortungsvoll zu handeln. (Quelle: Thomas Krenn AG)
Thomas Krenn: In Bezug auf Green IT sind alle Beteiligten wie Hersteller, Händler und Kunden gefordert, verantwortungsvoll zu handeln. (Quelle: Thomas Krenn AG)

Ansonsten ist bei Virtualisierung zu beachten, dass Betriebssysteme immer gewartet werden müssen, egal, ob sie in einer virtualisierten Umgebung laufen oder auf einem real existierenden Server. Man kann selbstverständlich versuchen, hier zu standardisieren, aber es wird immer wieder den Fall geben, dass man eine neue Betriebssystemversion installieren muss, weil die neue Applikation gerade eine andere Version erwartet. Hier muss dann immer wieder überprüft werden, ob das eine Veränderung der Virtualisierungsumgebung erfordert. Die Administration wird also mehr Sorgfalt erfordern. In großen Rechenzentren sind hier auch die entsprechenden Sicherheits- und Compliance-Richtlinien mit zu berücksichtigen. Wer darf eine virtuelle Maschine aufsetzen? Wann? Und wie wird das nachvollziehbar protokolliert? Hier sind Mechanismen zu definieren, mit denen diese Anforderungen erfüllt werden können.

Thomas Krenn, Thomas Krenn AG: Bei Green IT denkt heute jeder in erster Linie an einen niedrigeren Stromverbrauch. Das ist ein wichtiger Punkt, aber nicht der einzige. Aufgrund der kurzen Innovationszyklen werden Computersysteme heute generell immer rascher durch neue ersetzt. Hier sind alle Beteiligten wie Hersteller, Händler und Kunden gefordert, verantwortungsvoll zu handeln – das beginnt bei schadstoffarmer Produktion und endet bei umweltgerechter Entsorgung und Wiederverwertung.