Von Captain Kirk bis Meg Whitman

Die Vorbilder der CIOs

30.11.2014
Von 
Bettina Dobe war bis Dezember 2014 Autorin für cio.de.
Wen nimmt man sich zum Vorbild, wenn man ganz oben angekommen ist? Wir haben einige CIOs gefragt - und festgestellt, dass einige ihre Idole sogar schon kennen.

Auch wenn ein CIO an der Spitze vieler Mitarbeiter steht, hat er oder sie sicher noch einige Vorbilder. An wem orientiert sich ein CIO hinsichtlich seines Führungsstils oder seiner Wertvorstellungen? Das haben wir einige Führungskräfte gefragt.

Von Startrek lernen

Daniel Keller, CIO von Axel Springer, greift mit seinen Vorbildern gleich nach den Sternen: "Mein größtes Vorbild in Sachen Führungsstil hatte ich schon sehr früh, nämlich Captain Kirk aus der ersten Staffel Raumschiff Enterprise." In seiner Jugend sei er großer Fan der Serie gewesen, erzählt der CIO. Und vielleicht habe ihn der erste "Star-Trek"-Captain auch dazu inspiriert, in den Technologiebereich zu gehen.

Ein solches Vorbild muss einen ja prägen, oder? "Tatsächlich hat mich das im Nachhinein unbewusst in meiner Art zu führen und Teams zu bewege, stark geprägt", sagt Keller. Der CIO beschreibt seinen Führungsstil als "Kombination aus natürlicher Autorität kombiniert mit emotionaler Intelligenz". Besonders wichtig ist es ihm dabei, nicht das große Ziel aus den Augen zu verlieren, sondern es mit Leidenschaft zu verfolgen - ganz wie der Captain. Auf eine Art ist CIO Keller Captain Kirk dann doch gefolgt: In seiner Freizeit ist auch er Kapitän in luftiger Höhe, wenn er in seinem Segelflieger sitzt.

Das heißt nicht, dass dem Axel-Springer-CIO an realen Vorbildern gemangelt hätte. So hat er einige Aspekte seines Führungsstils von seinen ehemaligen Chefs und Kollegen übernommen: "Meine berufliche Karriere habe ich bei BMW begonnen und mir viel von einigen Führungskräften abgeschaut. Dort habe ich einen stark kollegialen Führungsstil vorgefunden, der mich auch heute noch prägt", erzählt er.

Mitarbeiter begeistern

Matthias Rausch, Leiter Informationstechnologie und Organisation der Kässbohrer Geländefahrzeug AG, hat auch in jungen Jahren sein Vorbild gefunden: "Spontan fällt mir mein damaliger Deutschlehrer Herr Richter ein, der mich durchs Abitur geführt hat. Er hat es mit viel Enthusiasmus und kontinuierlichem Engagement geschafft, auch mich als Nicht-Musterschüler für seinen Unterricht und die deutsche Sprache zu begeistern." Wie andere Führungskräfte müssen auch Lehrer begeistern und motivieren können und ihre Schüler beziehungsweise Mitarbeiter auch in weniger beliebte Projekte mitnehmen können.

Beschreibt Rausch seinen Führungsstil, klingt es so, als hätte er sich von seinem Vorbild eine Menge abgeschaut: "Ich bin als Manager erfolgreich, wenn ich mich für meine Aufgaben begeistere und auch meine Mitarbeiter immer wieder auf diese Reise mitnehme. Das funktioniert nicht auf Kopfdruck, sondern bedarf eines langfristigen Aufbaus und einer kontinuierlichen Pflege der Mitarbeiterbeziehungen." Rückblickend auf seine bisheriges Leben kann der CIO nur feststellen: "Das ist heute ebenso wichtig wie zu Beginn meiner Karriere. Gerade im schnelllebigen IT-Umfeld muss ich mich immer wieder daran erinnern."

Nicht jeder CIO hat ein konkretes Vorbild: "Ich versuche von allen zu lernen, aber ich habe nie das Vorbild gehabt", sagt Rainer Janßen, CIO des großen Rückversicherers Munich RE. Schließlich müsse das Konzept zu einem selbst passen: "Da kann ich mir nicht vorstellen, eine andere Person nachzuleben", sagt der CIO. Auch Ursula Soritsch-Renier, CIO der Sulzer AG, konnte sich an keinen konkreten Personen orientieren, da es nur wenige weibliche Fürhungskräfte in der IT gab und immer noch gibt. Doch Soritsch-Renier las Interviews oder Bücher von und mit verschiedenen Führungskräften und holte sich so Impulse für den eigenen Führungsstil. Soritsch-Renier hat noch einen Tipp für weibliche CIOs oder Nachwuchs-Managerinnen parat: "Daneben lese ich sehr gerne Biographien und Autobiographien von starken Frauen wie Elisabeth I. oder Marie Curie. Es ist faszinierend zu sehen, wie sich jede auf ihre Weise durchgesetzt hat und Spuren in unserer Geschichte hinterlassen hat."

Mit wem zu Abend essen?

Wir haben unsere CIOs zudem gefragt, mit wem sie gern einen Abend verbringen würden, egal, ob Promi, Wissenschaftler oder bedeutende Führungspersönlichkeit.

Bei dieser Fragen braucht Sulzer-CIO Ursula Sortisch-Reiner nicht lange zu überlegen: "Ich hatte einmal die Möglichkeit, mit Meg Whitman im Kreise von elf anderen CIOs eineinhalb Stunden zu diskutieren. Sehr gerne würde ich mit der HP-Chefin einen ganzen Abend verbringen, von ihrem Leben und ihren Erfahrungen zu hören und Gedanken und Ratschläge diskutieren.".

Ursula Soritsch-Renier, CIO von Sulzer, würde gern nochmal mit HP-Chefin Meg Whitman zu Abend essen.
Ursula Soritsch-Renier, CIO von Sulzer, würde gern nochmal mit HP-Chefin Meg Whitman zu Abend essen.
Foto: Sulzer

Auch Daniel Keller von Axel Springer kennt seinen Lieblingsgast bereits: "Am beeindruckendsten blieb mir mein früherer Chef Satya Nadella in Erinnerung, heute CEO von Microsoft, der bei einem Lunch mit mir unsere gemeinsame Führungsaufgabe mit den Worten umschrieb, "It’s all about creating energy! Damit wollte er ausdrücken, dass der wichtigste Bestandteil der Führung darin besteht, bei Mitarbeitern Begeisterungsfähigkeit, Passion und den Drang zur Lösung von Problemen oder dem Erreichen eines Ziels zu wecken. Satya ist ein absolut brillanter Technologe und beherrscht es, eine unglaubliche Energie auf ganze Teams zu übertragen. Das hatte ich zuvor nie so erlebt." Wahrscheinlich würde er Nadella zu seinem "Imaginary Dinner" einladen: "Mit ihm würde ich natürlich gerne wieder mal zum Dinner gehen, aber das klappt vielleicht bald", hofft der CIO.

Kässbohrer-IT-Leiter Matthias Rausch dagegen würde gerne mit dem berühmten dänischen Familientherapeuten Jesper Juul am Tisch sitzen: "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich seine aus der Kinder- und Familientherapie stammenden Ansätze sehr gut auf mittelständische Familienunternehmen und seine Mitarbeiter übertragen kann."

Von Juul hat er sich für seinen Führungsstil ein Stück weit inspirieren lassen. Dieser geht davon aus, dass jeder Mitarbeiter motiviert und wertvoll für das Unternehmen sein möchte, aber durch Rahmenbedingungen, persönliche Erfahrungen, Ängste oder gar Managementschwächen daran gehindert werde. Rausch ist darum überzeugt: "Schafft man es als Manager, diese Integrität der Mitarbeiter zum Unternehmen und das Vertrauen zur Führungskraft wieder aufzubauen und zu stärken, erreicht man zufriedene Mitarbeiter und eine erfolgreiche Abteilung." Wer das schafft, hat als Führungskraft schon einen großen Teil seiner Arbeit getan. Und wird vielleicht selbst zum Vorbild für seine Mitarbeiter.