Die Verkabelung der Bundesrepublik und deren Überschwemmung mit neuen Medien, selbst für Postprofis noch Reißbrett-Illusion, hat sich inzwischen zu einem Lieblingsthema der Soziologen und Psychologen gemausert. Bei einigen besonders denkfleißigen dieser

25.02.1983

Die Verkabelung der Bundesrepublik und deren Überschwemmung mit neuen Medien, selbst für Postprofis noch Reißbrett-Illusion, hat sich inzwischen zu einem Lieblingsthema der Soziologen und Psychologen gemausert. Bei einigen besonders denkfleißigen dieser Zeitgenossen ist auch schon ein Future-Trauma aufgebläht: Da sitzt Rentner Brösel in seinem ergonomisch ausgefeilten Recaro-Lehnstuhl im vollelektronisierten Zwei-Zimmer-Appartement des Altwarmbüchner Altersheimes. Weitab von seiner Familie in Wanne-Eickel, dennoch per Teleconferencing in ihrer Mitte: Bigfon macht's möglich. Da werden morgens schon die Enkel auf dem Super-Wand-Bildschirm begrüßt und ein Schwätzchen mit der Schwiegertochter geführt.

Via Bildschirmtext wird das Frühstücksmenü beim Feinkostladen um die Ecke zusammengestellt und Ober den gleichen Kanal geordert. Mit dem neuesten Videospiel (der Grafik-Jumbo in der Fernsehzentrale gewährleistet "Hautnähe") geht's danach auf Mädchenjagd. Zur Entspannung folgt ein Cabrio-Trip mit Oma durch die Eifel, auf dem Monitor, versteht sich. Für Atmosphäre sorgt ein Tannennadelspray, Mikroprozessor-gesteuert in den Raum gesprüht.

Eine beinahe idyllische Szene im Wohnzimmer von Rentner B., wenn da nicht die vielen Schaltpulte wären, die an eine Kommandozentrale, im Frankfurter Airport-Tower erinnerten. S.T. ist sich jedoch sicher, daß ihm ein solcher Lebensabend erspart bleibt. Die Post wird das schon irgendwie zu verhindern wissen.