Nordkorea

Die ungewöhnlichste Offshore-Adresse

19.12.2011
Von Martyn  Williams
Die Diktatur in Nordkorea päppelt ihre IT und lockt Investoren aus aller Welt mit günstiger Arbeitskraft. Doch die haben politische Bedenken.
Die IT-Industrie Nordkoreas konzentriert sich auf einige Spezialaufgaben. Beispielsweise entwickelt sie mobile Spiele.
Die IT-Industrie Nordkoreas konzentriert sich auf einige Spezialaufgaben. Beispielsweise entwickelt sie mobile Spiele.

Mit Nordkorea verbinden die meisten Menschen Unterdrückung, Hunger und Militärstaat. Weitgehend unbekannt ist, dass sich Nordkorea seit geraumer Zeit intensiv um eine eigene IT-Industrie bemüht. Universitäten bilden seit einigen Jahren IT-Ingenieure und -Wissenschaftler aus. Lokale Unternehmen bemühen sich, ihre heimischen Arbeitskräfte mit dem international konkurrenzfähigen und gefragten Know-how auszustatten.

Mit wenigen Ausnahmen - allen voran Indien - beschäftigen Outsourcing-Provider in den meisten aufstrebenden Staaten und Entwicklungsländern kaum mehr 100 Mitarbeiter. Doch bei mehreren nordkoreanischen IT-Dienstleistern arbeiten jeweils über 1000 IT-Spezialisten, sagte Paul Tija, ein in Rotterdam ansässiger, auf Offshoring und Outsourcing spezialisierter Berater, vor rund einem Jahr in einem Gespräch mit IDG News Services. "Die Regierung kümmert sich verstärkt um den Aufbau einer IT-Industrie", beobachtete der Experte. Man erwarte sich positive Auswirkungen für den Arbeitsmarkt und die gesamte Volkswirtschaft.

Demnach konzentiert sich die Industrie auf Nischenthemen, etwa auf Animationstechnik, Dateneingabe und Software für mobile Anwendungen. Die Hinwendung zur IT begann in Nordkorea im Jahr 1990. Beschleunigt wurde die Modernisierung im Jahr 2000 durch eine Rede des nun verstorbenen Machthabers Kim Jong-il. Darin brandmarkte er Menschen, die keinen Computer bedienen können, als einen von drei Typen von "Idioten des 21. Jahrhunderts". Als die zwei anderen Typen nannte er Raucher und Musikverächter.