SOFTWAREFORUM '81 packt heißes Eisen an:

Die Tyrannis selbsternannter EDV-Profis

02.10.1981

MÜNCHEN (CW) - Die Zeit ist vorbei, in der sich selbsternannte EDV-Profis in eigener Machtvollkommenheit ein System ausdenken und es dem Anwender als intellektuell hochstehende Problemlösung aufzwingen konnten, behauptet Karl Steinmayr (Deutsche Babcock AG), der sich auf dem SOFTWAREFORUM '81 zu Schwerpunkt "Ausbildung" mit dem Thema "Training on the Job für Mitarbeiter der EDV-Organisation - Risiken und Erfahrungen" auseinandersetzt. .

Der Babcock-Mann sieht als wesentliche Problem-Ursache, daß in der Praxis auch heute noch Software der ersten Generation auf Hardware der dritten Generation zum Laufen gebracht werden muß, was zum Teil die (nicht vorhandene) Lernbereitschaft von Mitarbeitern in der EDV-Organisation überfordert. Folge: Belegbar amortisierten sich die hohe Aufwendungen, die in die Verbesserung investiert werden, nur selten.

Die Softwarekrise verlagert sich in das Um- und Vorfeld der Software-Entwicklung, hat Prof. Dr. Christiane Floyd (TU-Berlin) festgestellt. Sie will auf dem SOFTWAREFORUM '81 am Beispiel der Software-Ausbildung an der TU-Berlin Lücken- und Ansätze zur Verbesserung der Ausbildung aufzeigen und sich zugleich mit den Errungenschaften und Grenzen der Softwaretechnik auseinandersetzen.

Wie problematisch unterdessen die Hochschulausbildung in der Schlüsseltechnologie Computertechnik und Datenverarbeitung geworden ist hat dieser Tage der Fakultätentag Informatik, ein Zusammenschluß von 15 Universitäten und Technischen Hochschulen, angeprangert: Auf 9450 Informatik-Studenten kommen gegenwärtig 132 Hochschullehrer, also ein Professor auf 71 Studierende. Dies werde nicht ohne negative Folgen für die Qualität der Ausbildung bleiben und sei, angesichts des auf viele Jahre hinaus ohnehin kaum zu deckenden Bedarfs an qualifiziertem Nachwuchs, geradezu absurd.