Verlierer und Flops
- Yahoo-Chef Yang: Hoch gepokert und verloren
Am 1. Februar dieses Jahres unterbreitete Microsoft der kriselnden Web-Company ein Übernahmeangebot über 31 Dollar je Anteilsschein, später erhöhte CEO Steve Ballmer auf 33 Dollar. Microsoft hätte für Yahoo damit rund 44 Milliarden Dollar gezahlt, um die Google-Macht in der Online-Suche und –Werbung zu brechen. Doch Yahoo-Chef Jerry Yang lehnte zum Ärger vieler Anteilseigner ab und forderte 37 Dollar pro Aktie. Man könne die Herausforderungen des Marktes auch aus eigener Kraft stemmen, sagte Yang und irrte gewaltig. Im Mai zog Microsoft sein Offerte zurück und auch die von Yahoo geplante Werbepartnerschaft mit Google platzte. Der Aktienkurs verlor ein Drittel seines Wertes. Im November schlug Yang neue Töne an: "Ich würde sagen, dass es das Beste für Microsoft wäre, Yahoo zu kaufen", erklärte er. Sein Unternehmen sei offen für alles. Yang selbst musste Mitte November auf Druck der Aktionäre seinen Stuhl räumen. Seitdem hat Microsoft alle Trümpfe in der Hand. An einer Komplettübernahme zeigt Ballmer kein Interesse mehr. Er will nur noch die Suchmaschine. Doch ohne dieses Kernelement bliebe von Yahoo kaum etwas übrig, womit die Company noch Geld verdient. - SAP-Wartung: Darf es ein wenig mehr sein?
Viel Ärger hat sich die SAP mit der handstreichartigen Erhöhung der Wartungsgebühren eingehandelt: Im Juni 2008 informierte der Walldorfer Softwarekonzern seine weltweite Kundschaft darüber, dass man die alten Support-Verträge kündigen und durch neue Abkommen ersetzen werde. Innerhalb von vier Jahre wollte SAP die Gebühren von derzeit 17 auf 22 Prozent anheben. Damit das neue Wartungskonzept "Enterprise Support" den Kunden Mehrwert bieten könne, sei der Einsatz des Verwaltungs-Tools "Solution Managers" beim Kunden erforderlich. Der Solution Manager ist zwar kein ganz neues Werkzeug, doch nur wenige SAP-Anwender waren damit vertraut. De facto hatte SAP also angekündigt, dass die SAP-Nutzer auch noch in Vorleistung gehen müssen, um den neuen, teuren Vertrag nutzen zu können Die SAP-Anwenderschaft reagierte erbost: Zum einen ärgerten sich die Kunden über die Mehrkosten für Leistungen, die sie aus ihrer Sicht nicht erforderlich sind. Insbesondere Mittelständler halten das Support-Paket für vollkommen überdimensioniert. Zum anderen stieß die Art und Weise der SAP auf Unverständnis. Über Monate protestierten die Anwendervereinigungen und kündigten an, die in Deutschland und Österreich rechtlich zwingend erforderlichen Änderungskündigungen nicht zu akzeptieren. Im Dezember knickte die SAP ein und nahm die Vertragskündigung zurück. Freilich ließ sie es sich nicht entgehen, Preissteigerungen für die herkömmlichen Wartungsverträge anzukündigen. Der Streit mit den Anwendern ist damit jedoch nicht beigelegt. Nun ärgern sich die internationalen Kunden über die Sonderbehandlung der deutschen und österreichischen SAP-Nutzer und fordern Nachbesserungen. - SAP: Business byDesign
Auch mit ihrer Mietsoftware Business byDesign gehört SAP auf die Flop-Liste 2008. Den Produktivbetrieb hatten die Walldorfer für das Jahr 2008 angekündigt. Dieses Ziel ist hinfällig, einen neuen Starttermin kann SAP nicht nennen. Derzeit heißt es noch, die Mietsoftware komme im Jahr 2009 auf den Markt, doch auch das ist nicht sicher. Das ursprüngliche Vorhaben, im Jahr 2010 mit etwa 10 000 Kunden und mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr einzunehmen, scheint unhaltbar. Die Performance der bislang getesteten Lösung ist für den praktischen Einsatz nicht geeignet. Außerdem hat SAP noch kein Rezept gefunden, wie die wichtigen Partner hier eingebunden werden können. Im August 2008 räumten Noch-CEO Henning Kagermann und der künftige CEO Leo Apotheker ein, nicht genau zu wissen, wie man mit der neuen Mietsoftware Geld verdienen könne. - Qimonda vor dem Aus
Krisen kennt der DRAM-Hersteller Qimonda zur Genüge. In dem volatilen Geschäft mit Speicherbaustein sind schlechte Zeiten die Regel. Doch seit November sind die Probleme existentiell. Die stetig fallenden DRAM-Preise bescherten Qimonda mehrere Quartale in Folge Verluste, das Management zeigte die üblichen Reflexen und strich 3000 der insgesamt 13 000 Stellen. Dramatisch ist die Entwicklung, weil die anhaltenden Verluste auch den Mutterkonzern Infineon gefährden. Der mag die Defizite nicht mehr ausgleichen und sucht nach einem Käufer für die Speichertochter. Angeblich gibt es Interessenten. Parallel dazu bemüht sich Qimonda um Staatshilfe. Das Land Sachsen – in Dresden liegt das größte Wert – zeigte sich hilfsbereit und bot dem Unternehmen Mitte Dezember eine Darlehen in Höhe von 150 Millionen Euro mit der Auflage an, Infineon müsse die gleiche Summe beisteuern. Der Chipkonzern lehnte mit der Begründung ab, ein solcher Geldbetrag übersteige seine finanziellen Möglichkeiten. Sollte kein finanzkräftigen Investor mehr einsteigen, droht im kommenden März die Insolvenz. - Servus Systems: Messe München beendet die IT-Show
Das 40. Jubiläum der Systems in München wird es nicht geben. Nach 39 Jahren war das Konzept einer breit angelegten IT-Messe, die sich phasenweise als süddeutsches Gegengewicht zur CeBIT positionierte, nicht mehr haltbar. Im November zogen die bayerischen Messemacher einen Schlussstrich. Zu ihren Glanzzeiten fanden 3251 Ausstellern und 147.000 Besuchern den Weg zu dem Branchen-Event. Nach jahrelang rückläufigem Interesse kamen zur letzten Ausstellung nur noch 39.000 Interessenten und 1061 Aussteller. An die Stelle der Systems tritt künftig die Kommunikationsveranstaltung "Discuss & Discover", die sich ausschließlich an IT-Entscheider richtet. - EDS: Von HP zurechtgestutzt
Der IT-Dienstleister EDS schien auf einem guten Weg. Seit der schweren Unternehmenskrise im Jahr 2003 hatten CEO Michael Jordan und sein Nachfolger Ronald Rittenmeyer EDS auf das Kerngeschäft mit Outsourcing-Deals konzentriert und beispielsweise die Managament-Beratung A.T.Kearney abgestoßen. Der Umsatz stieg, die Gewinne sprudelten, so dass Hewlett-Packard aufmerksam wurde und EDS im Mai 2008 für 13,9 Milliarden Dollar übernahm. Das Gemeinschaftsunternehmen stieg mit einem kumulierten Jahresumsatz von 38 Milliarden Dollar und rund 210 000 Mitarbeitern zur Nummer zwei im weltweiten IT-Dienstleistungsmarkt auf. Die Nummer eins IBM nimmt 54 Milliarden Dollar mit 180 000 Mitarbeiter auf. Die Vergleichszahlen geben bereits Hinweise, wo der Schuh im neuen Gemeinschaftsunternehmen drückt: Es sind zu viele Beschäftigte an Bord. Die neuen Herren im Haus machten sehr schnell klar, auf welcher Seite sie die Überkapazitäten vermuten. Von den angekündigten knapp 25 000 weltweiten Stellenstreichungen sind vor allem EDS-Kollegen betroffen. In Deutschland baut der Konzern insgesamt 1400 Stellen ab, 1150 davon bei EDS. Allein in der Betriebsorganisation EDS OS sollen mehr als 860 Kollegen oder – nach Angaben der Mitarbeitervertretung - 30 Prozent der Belegschaft gehen. Die ungleich stärkere Belastung der EDS-Kollegen begründete HP damit, dass man in den eigenen Reihen schon vor Jahren rationalisiert habe und viele Aufgaben in Niedriglohnländer verlagert habe. EDS habe hier Nachholbedarf. - Maxdata ist pleite
Die Pleite von Maxdate ist die Geschichte vom verschlafenen Trend zur Mobilität. Während der PC-Hersteller im Desktop-Markt zu den zehn bedeutendsten Anbietern in Deutschland zählt, spielte Maxdata im Notebook-Geschäft kaum eine Rolle. Damit hatte der Anbieter auch keine Chance, vom boomenden Markt für leichtgewichtige Netbooks zu profitieren. Die Versäumnisse kreiden Analysten dem Management an, das auch in anderer Hinsicht keine glückliche Figur machte. So hatte Vorstandssprecher Thomas Ziegler anlässlich der Hauptversammlung im April 2008 dem Unternehmen noch rosige Zeiten prognostiziert. Er und seine Führungskräfte hätten den "Grundstein für die Zukunft gelegt". Am 25. Juni 2008 musste das Unternehmen Insolvenz wegen drohender Zahlungsunfähigkeit anmelden. Das Insolvenzverfahren wurde am 1. September 2008 eröffnet, drei Tage später wurde die Fabrik in Würselen geschlossen. Ziel des Insolvenzverwalters ist es, die Geschäfte fortzuführen, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu sichern und die beiden Marken Maxdata und Belinea zu erhalten. - Nokia: Aus für die Handy-Fertigung in Bochum
Der finnische Handy-Hersteller ließ sich nicht erweichen: Trotz heftiger Proteste der Mitarbeiter, Gewerkschaften und Politiker sowie wochenlanger Diskussionen in den Medien schloss Nokia im Juni sein Fertigungswerk in Bochum. Obwohl die Nordrheinwestfalen profitabel arbeiteten und Nokia kurz zuvor Rekordumsätze und –gewinne erzielt hatte, verlagerte der Anbieter die Herstellung nach Rumänien, weil er dort geringere Löhne zahlen muss. Das Bundesland reagierte erbost und drohte, knapp 60 Millionen Euro an gezahlten Subventionen zurückzufordern. Doch auch das stimmte Nokia nicht um. Schließlich einigte sich das Unternehmen mit der Landesregierung, die Region mit rund 60 Millionen Euro zu fördern. Jeweils 20 Millionen zahlen das Land Nordrhein-Westfalen und Nokia. Hinzu kommen die Einnahmen aus dem Verkauf des Betriebsgeländes und die Errichtung eines Gründerzentrums durch Nokia. - Lycos Europe: Totalschaden unter dem Bertelsmann-Dach
Die Internet-Party im Bertelsmann-Konzern hat ein Ende gefunden. Auch elf Jahre nach Gründung von Lycos Europe hat Christoph Mohn, Sohn der Firmenchefin Liz Mohn, es nicht geschafft, dem Internet-Portal ein tragfähiges Geschäftsmodell zu verpassen. Die verlustreichen Geschäfte mit dem Internet-Portal und dem Webhosting wurden im November 2008 abgewickelt. Andere Lycos-Teile, etwa das Domain- und Shopping-Geschäft, hat Bertelsmann verkauft. Mindestens 500 der 700 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Der gescheiterte Chef und Mohn-Sprössling bleibt dem Gütersloher Konzern erhalten. Er soll sich angeblich weiter um Venture-Capital und Start-ups kümmern. Lycos galt unter dem ehemaligen Bertelsmann-Chef Thomas Middelhof als Hoffnungsträger für das Web-Zeitalter. Middlehoff wollte den Medienkonzern mit Engagements bei AOL Europe, Bücher Online (BOL) und Pixelpark für die Herausforderungen des Internet wappnen. Im Jahr 2000 ging Lycos Europe an die Börse und erlöste über 640 Millionen Mark. Letzten Endes hatte das Unternehmen der Konkurrenz von Yahoo, Google und United Internet nichts entgegen zu setzen. - FSC: Das Ende des japanisch-deutschen Joint-Ventures
Am 1. April 2009 wird die Siemens AG ihren 50-prozentigen Anteil an das Joint-Venture Fujitsu Siemens Computers (FSC) an den Partner Fujitsu abtreten, das hat der Münchner Konzern im November 2008 angekündigt. Für die deutschen Mitarbeiter startete damit eine Zeit der Ungewissheit. Rund 6.000 Angestellte arbeiten in München, im Werk in Augsburg und im thüringischen Sömmerda. Das Werk in Augsburg nimmt dabei insofern eine Sonderstellung ein, als hier nicht nur die Fertigung für Server, Desktops und Großrechner stattfindet, sondern auch Forschung und Entwicklung betrieben wird. Offenbar möchte Fujitsu die Werke erhalten und weiter betreiben. Unklar ist jedoch nach wie vor, ob der japanische Konzern Stellen streichen wird. Erstes Opfer der neuen Machtverhältnisse war im vergangenen November FSC-Chef Bernd Bischoff. Er trat im Jahr 2001 als ausgewiesener Fachmann in das Unternehmen ein, konnte den Abstieg von FSC jedoch nicht bremsen. Unter seiner Leitung schrumpften die FSC-Marktanteile am hiesigen Desktop-Markt kontinuierlich, weil die Geschäftsführung vor allem wirtschaftlich profitabel und nicht um jeden Preis Marktanteile gewinnen wollte. Auch in das seit Jahresanfang boomenden Geschäft mit den Netbooks stieg FSC erst sehr spät ein.