Open-Source-Plattform für SAP

Die Telekom trimmt Kernanwendungen auf Linux

18.08.2008
Von  und
Bettina Dobe war bis Dezember 2014 Autorin für cio.de.
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Großer Schritt von Unix auf Linux

Ganz ohne Hürden verlief indes auch dieses Migrationsprojekt nicht, wie der IT-Manager einräumt. "Wenn ein Hosting-Anbieter eine solch große Applikation wie das Forderungsmanagement der Deutschen Telekom auf eine Linux-Plattform migriert, durchläuft er zwangsläufig eine Lernkurve. Schließlich betritt er im Vergleich zu den gewohnten Unix-Systemen, aber auch im Vergleich zu kleineren Linux-Systemen zwangsläufig Neuland." Die damit verbundenen Lerneffekte habe T-Systems schnell vollzogen. Der konzerneigene IT-Dienstleister betreibt heute laut eigenen Angaben über 60 Prozent seiner "Dynamic Services" auf Linux-Systemen.

Umdenken mussten aber auch die Fachverantwortlichen der Telekom. Anfang 2007 stellten sie die Geschäftsprozesslogik auf den Prüfstand. Böhm: "Wir haben die anstehende Systemumstellung genutzt, um eine Vielzahl von Prozessschritten zu verbessern. Heute brauchen wir für den Geschäftsprozess etwa 40 Prozent des Aufwandes, den wir vor der Optimierung hatten."

IT-Historie der Telekom

Die ehedem dezentral ausgerichteten SAP-Installationen haben mit der IT-Historie der Telekom zu tun. Anfang der 90er Jahre baute der Konzern einen Verbund aus 15-SAP-Buchhaltungssystemen unter dem IBM-eigenen Unix-Derivat AIX auf, die jeweils eine Region in Deutschland abdeckten. Die Skalierbarkeit der Hardware war damals noch unzureichend, begründen die IT-Verantwortlichen das Vorgehen. Allerdings führte die Datenintegration regelmäßig zu hohen Aufwändungen, wenn beispielsweise Kunden umzogen. Mit den zahlreichen Veränderungen, die im Laufe der Jahre nötig wurden, stiegen auch die Wartungskosten.