Die Erwartungen an das Fernsehkabel der Telekom sind, besser gesagt, waren hoch: Es sollte digitales TV übertragen, als schneller Internet-Zugang dienen und zudem auch noch das Telefonieren ermöglichen. So in etwa las sich das Szenario in den Blaupausen des Regulierers, vieler Marktbeobachter sowie interessierter Investoren. Doch Stand heute ist das Kabel nur eines: technisch veraltet und teuer. Firmen, die sich in dem Geschäft engagierten, mussten zum Teil Lehrgeld bezahlen.
Das erste Problem lag in Brüssel
Als 1998 die Brüsseler EU-Kommisssion im Einklang mit der seinerzeit neu etablierten deutschen Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (Reg TP) der Telekom auferlegte, sich „in angemessener Frist“ von ihrem TV-Kabelnetz zu trennen, war das Kind bereits in den Brunnen gefallen. Denn was „angemessen“ ist, legte der Ex-Monopolist, der - so die Begründung der Kartellwächter - neben seinem Telefonnetz nicht noch über ein zweites flächendeckendes Kommunikationsnetz verfügen sollte, in der Folge nach eigenem Gutdünken aus. Der Grund war klar: Man wollte so lange wie möglich etwaige Konkurrenten ausbremsen, die das Kabelnetz multimediafähig hätten ausbauen und neben Fernsehen auch Internet und Telefonie im Ortsnetz anbieten können.
Nur scheibchenweise und mit großer Verzögerung wurden die in regionale Betreibergesellschaften untergliederten und per se verlustreichen TV-Networks deshalb an den Mann gebracht. Zunächst in Nordrhein-Westfalen, dann in Hessen und Baden-Württemberg. Erst als Analysten und Rating-Agenturen nach dem Ende des Börsenhypes begannen, die exorbitante Verschuldung des Carriers näher unter die Lupe zu nehmen, präsentierten die Telekom-Verantwortlichen im Juni 2001 den US-amerikanischen Konzern Liberty Media als großen Käufer, der für die verbliebenen sechs Regionalgesellschaften 5,5 Milliarden Euro auf den Tisch legen wollte.
Der für die Telekom seinerzeit äußerst lukrativ anmutende Deal wurde jedoch vom Bundeskartellamt untersagt, weil die Amerikaner in zwei zentralen Punkten genau das Gegenteil dessen vorhatten, was die Berliner Wettbewerbshüter mit der „Zukunft“ des deutschen Fernsehkabels verbanden: Liberty wollte mit vergleichsweise geringen Investitionen von zunächst rund 700 Millionen Euro das Kabel nur bedingt rückkanalfähig und damit für Internet-Anwendungen tauglich machen. Gleichzeitig hatten die Amerikaner vor, in der deutschen „Kabelszene“, die aus mehreren Tausend Kabel- respektive Wohnungsbaugesellschaften sowie Decoder-Lieferanten besteht, durch weitere Übernahmen kräftig aufzuräumen.